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Vier Männer – 38 Brände

Die vermehrten Brandstiftungen seit 2017 hält Bremerhavens Polizei für weitgehend ausermittelt. Zwei Verdächtige wurden bereits angeklagt, zwei weitere sollen folgen

Brand 2017 in Bremerhaven in einem überbelegten Wohnhaus Foto: Philipp Overschmidt/dpa

Von Lukas Scharfenberger

Die Polizei Bremerhaven sieht vier Männer in der Hauptverantwortung für eine Reihe von Brandstiftungen seit 2017. Über 50 Fällen kann die Polizei mittlerweile Tatverdächtige zuordnen. Dies geht aus einer Presseerklärung der Behörde hervor. Dreiviertel dieser Taten werden den vier Hauptverdächtigen angelastet. Für alle vier wurde Untersuchungshaft angeordnet. Verbindungen zwischen den verschiedenen Tätern kann die Polizei bisher nicht erkennen: „Das ist unsere Kenntnislage im Moment“, sagt der Pressesprecher der Polizei Uwe Mikloweit.

Zum Hintergrund: In den vergangenen Jahren gingen in Bremerhaven die Fälle von in Brand gesteckten Abfällen in Hausfluren, Müllcontainern, bewohnten und unbewohnten Gebäuden sowie von Kraftfahrzeugen drastisch in die Höhe. Daher wurde bereits 2018 die Sonderkommission „Besondere Aufbauorganisation Feuer“(BAO Feuer) ins Leben gerufen. Vergangene Woche veröffentlichte die Polizei Teile der Ermittlungsergebnisse und berichtete über die Arbeit der BAO Feuer.

Im März wurde ein inzwischen 28-Jähriger festgenommen. Ihm wird vorgeworfen in vier Häusern in Bremerhaven-Lehe, in denen er zum Tatzeitpunkt selbst lebte, Feuer gelegt zu haben. Ein 19- Jähriger soll in acht Fällen für Brände in Müll- und Altkleidercontainern sowie an einem Kleinkraftrad und einer Parzelle verantwortlich sein. Beide Verdächtige wurden angeklagt.

Außerdem laufen noch Ermittlungen gegen einen 22-Jährigen, der im Mai festgenommen wurde und seit September 2017 insgesamt 13 Brände in Wohngebäuden und Parzellen gelegt haben soll. Der letzte Hauptverdächtige ist ein 37-Jähriger aus Wulsdorf, der im Juli von Polizisten verhaftet wurde, als er gerade versuchte einen PKW anzuzünden. Gegen ihn wird wegen Brandstiftung an Kraftfahrzeugen in 13 Fällen ermittelt. Diese wurden ausnahmslos im Stadtteil Wulsdorf verübt.

Neben den vier Hauptverdächtigen steht noch eine größere Gruppe von Kindern und Jugendlichen aus der Leherheide im Zentrum der Ermittlungen. Die Polizei vermutet, dass sie ebenfalls für mehrere Brandlegungen verantwortlich sind. Mehr wollte Mikloweit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen: „Das können wir jetzt noch nicht publik machen.“

Die Arbeit der Polizei erstreckt sich nicht nur auf die Ermittlungen, sondern auch auf Präventionsarbeit. Zehn Beamt*innen waren Ende März in 747 Häusern unterwegs und sprachen mit den Bewohner*innen. Das Ergebnis sei ernüchternd gewesen: In 89 Fällen waren die Treppenhäuser so zugestellt, dass leicht ein Brand hätte gelegt werden können und die Fluchtwege versperrt gewesen wären. In vier Fällen war die Situation so prekär, dass die Polizei anordnete, das Treppenhaus sofort zu räumen.

Weitere Sorgen bereitete den Polizist*innen der freie Zugang zu den Häusern: In 81 Fällen war der Hausflur einfach offen. Die Menschen wurden darauf hingewiesen, dass solche Umstände es Brandstiftern leicht mache, ein Feuer zu legen. Damit sei die Präventionsarbeit aber noch nicht zu Ende: „Wir haben immer noch Kontaktpolizisten vor Ort, die die Leute aufklären“, sagt Mikloweit.

Die zahlreichen Brände hatten schon 2017 die Linke dazu veranlasst, die Einrichtung einer Sonderkommission „Brandschutz“durch die Bürgerschaft zu fordern. Die Bürgerschaft kam dieser Forderung bislang nicht nach.

Nicht nur Brandlegung, sondern auch der schlechte Zustand der Häuser und die Überbelegung war von der Partei problematisiert worden. Nach Recherchen von Radio Bremen lebten in einem Haus 16 Menschen auf 60 Quadratmetern. Die Linke forderte daher, das Wohnaufsichtsgesetz zu bemühen, welches erlaubt, überbelegten Wohnraum zu überprüfen. Von der Linken war bis Redaktionsschluss niemand mehr für eine aktuelle Stellungnahme verfügbar.

Insgesamt zeigte sich die Polizei in ihrer Pressemitteilung zufrieden mit dem Verlauf der Ermittlungen. Die Sonderkommission habe „organisatorisch und personell besonders auf die Lage“ reagiert. In Spitzenzeiten hätten rund 50 Mitarbeiter*innen an den Fällen gearbeitet. Allerdings beklagt die Polizei, dass ihre Arbeit aufgrund von akutem Personalmangel nur durch eine Vielzahl von Überstunden möglich gewesen wäre.

Trotz der Ermittlungserfolge richtet die Polizei einen Appell an die Bevölkerung, besonders wachsam zu sein und verdächtige Personen oder Situationen unter der 110 zu melden.

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