piwik no script img

Stephanie Grimm hört auf den Sound der Stadt

Experimenteller Rock entwickelt ja leicht eine Schlagseite ins Prätentiöse. Ein probates Gegenmittel dazu liefern White Fang, die dem Genre mit viel Komik und einem Sinn fürs Absurde schön die Luft rauslassen. Letztes Jahr setzte die Band ihre überbordenden, hochenergetischen Ideen sogar in Bilder um, ihr Fernsehpilot für Comedy Central hieß „Gnarnia“. Zu erleben ist das Livespektakel am Donnerstag in der Zukunft am Ostkreuz (21 Uhr, Laskerstr.5, 12 €).

Ein Gegenmittel stellen auch Macha y el Bloque Depresivo im Festsaal Kreuzberg bereit, ebenfalls am Donnerstag (22 Uhr, Am Flutgraben 2, VVK 22,50 €) – allerdings gegen Cumbia-induzierten Frohsinn. Angeblich fand die Band zusammen, um bei Konzerten die euphorisierte Crowd immer mal wieder runterzudimmen, auf dass es erholt in die nächste Runde geht. Kurzum: Man spielt elegisch-herzblutgetränkte Lieder, mit denen eigentlich glückliche Menschen zum Weinen gebracht werden sollen. Hauptsache Gefühlskarussell. Es handelt sich dabei um das neue Projekt des in seiner chilenischen Heimat legendären Sängers Aldo Asenjo alias Macha; zuletzt lieh seine Stimme seiner Combo Chico Trujillo.

Wer in Sachen Cumbia auf den Geschmack gekommen ist, für den gibt es das am Montag nochmal – munter gegen den Strich gebürstet, bei den Kumbia Queers in SO 36 (21 Uhr, Oranienstraße 190, VVK 13,60, AK 15 €). Die Musikerinnen, die vorher in Punkbands unterwegs waren, sich aber angesichts der Humorlosigkeit der Szene bald langweilten, nennen ihren Sound Tropipunk. Man könnte auch einfach sagen: Partymusik. Früher bestand ihr Repertoire aus Coverversionen, mittlerweile steckt viel Eigenes und Elektronisches drin.

Am Donnerstag und Freitag lässt sich zudem erleben, wie ein Bewegungschor die musikalischen Strategien des Black Metal nutzt, um Ausscheidungen und andere körperliche Desintegrationserscheinungen zu veranschaulichen: kreischend, zeternd und knurrend. So soll unter anderem das von Reinheitsfantasien und anderer potenzieller Gewalt belastete Genre queerfeministisch gedreht werden. Menstrual Metal der Performerin Jule Flierl eröffnet die Reihe AUSUFERN 2019 in den in den Uferstudios (20.30 Uhr, Uferstr. 23, Eintritt frei).

Und wer von so viel Getöne erschöpft ist, dem bietet der ­Pierre-Boulez-Saal, in dem sonst Kammermusik dargeboten wird, die Möglichkeit, vor der neuen Spielzeit bewusst Stille zu erleben, mit der Installation „Gold Projections“ von Joe Ramirez, immer freitags und samstags im August(21 Uhr bzw. je nach Sonnenuntergang, Französische Str. 33 D, 14 €) .

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen