Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Vincent van Gogh gehörte nie irgendwo dazu – und litt darunter. Als Mensch war er ruppig und völlig gefangen in seiner Kunst, die zudem auf komplettes Unverständnis seiner Zeitgenossen stieß. Gegen Ende seines kurzen Lebens verbrachte der depressive Niederländer Zeit in der Nervenheilanstalt – und schuf in Südfrankreich all jene berühmten leuchtenden Porträts und Landschaftsbilder, die ihn bereits kurz nach seinem Tod als einen Wegbereiter moderner Malerei auswiesen. In seinem unkonventionellen Porträt „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ zeichnet Regisseur und Künstlerkollege Julian Schnabel die letzten beiden Lebensjahre Van Goghs (Willem Dafoe) nach: mit Handkamera, Unschärfefiltern und Farbverfremdungen – auf der Suche nach den künstlerischen Visionen eines verstörten Genies. (1. & 2. .8., 4.–7. 8., 18.15 Uhr, B-Ware! Ladenkino, 6. 8., 15.30 Uhr, Bundesplatz-Kino).
Der Mensch sei „der entscheidende geologische Faktor der Gegenwart“, heißt es im Dokumentarfilm „Erde“ von Nikolaus Geyrhalter, denn Menschen bewegen täglich mehr als doppelt so viel Oberflächenmaterial wie Winde und Flüsse. Der österreichische Regisseur besuchte deshalb überall in der Welt Orte, an denen diese Eingriffe in die Natur besonders deutlich sind: Tunnelbau und Braunkohletagebau, Kupfermine und Marmor-Steinbruch. Dass Geyrhalter dem menschlichen Treiben mehr als skeptisch gegenübersteht, ist klar. Doch die Interviews, die der Regisseur hier mit Arbeitern, Ingenieur*innen und Geolog*innen führt, sind geprägt von Respekt. Man sieht reflektierte Menschen, die sich der Auswirkung ihres Tuns durchaus bewusst sind. Die zugleich aber auch stolz auf ihre Arbeit und die eigenen Fähigkeiten sind, auf den Kampf mit dem Material (1. & 2. 8., 4.–7.8., div. Uhrzeiten, Il Kino, 1.–7. 8., 16 Uhr, Tilsiter Lichtspiele).
Der viktorianische Abenteurer Sir Lionel Frost entdeckt in Amerika das letzte lebende Exemplar eines menschlichen Urahns. Selbiges erweist sich als intelligentes, aber einsames Wesen, dessen größter Wunsch darin besteht, zu den entfernt verwandten Yetis nach Asien zu reisen. So beginnt eine Weltreise, bei der gedungene Mörder für den Abenteuerfaktor sorgen und deren Komik vor allem darauf beruht, dass der notdürftig als Butler getarnte „Mister Link“ die Redewendungen der Menschen stets wörtlich nimmt. Der Stop-Motion-Puppentrickfilm des amerikanischen Laika-Studios überzeugt dabei mit attraktiven Figuren, witzigen Dialogen und charmanten Anspielungen auf Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ (2.–4.8., 6.–7.8., 11 Uhr, B-Ware! Ladenkino).
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