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Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Der Hochsommer, das ist auch immer die Zeit, in der das Theater Anu seine bildmächtigen und atmosphäre­starken Projekte auf dem Tempelhofer Feld präsentiert: poetischer Parcours zwischen Jahrmarkt, Akrobatik, Pyrotechnik, Performance, Schauspiel und Partizipation zwecks Erhellung der Zuschauer*innen durch die Strahlen der Erkenntnis. Das diesjährige Projekt ist den Versuchen der Menschen gewidmet, Maschinen zu erfinden, die sie immer höher, schneller und weiter bringen: zu mehr Technik, mehr Geld und mehr Macht. „Perpetuum“ ist die Arbeit überschrieben, den Veröffentlichungen des Theaters zufolge eine „Lecture-Performance“, die das Spiel um Licht und Schatten miteinander vereint und „den Wahnsinn einer sich immer schneller drehenden Maschine beschwört“ (Theater Anu auf dem Tempelhofer Feld, Eingang Columbiadamm: „Perpetuum“, 1.– 4. 8., 7.– 10. 8., je 21.30 Uhr. Alles Infos: theater-anu.de).

Einem Perpetuum mobile gleichen auch die beiden kreisrunden, leicht konvex konstruierten Scheiben, die der amerikanische Künstler Joe Ramirez im elliptisch konstruierten Pierre-­Boulez-Saal einander gegenüber gehängt hat. Ziel der Installation „The Gold Projections“ ist es, Malerei und Film zu einer visuellen und sinnlichen Erfahrung zu verschmelzen: „In der Dunkelheit erwachen die von Ramirez per Hand vergoldeten, glänzend-rauen Scheiben­ober­flächen durch hochauflösende Projektionen zu magischem Leben und reflektieren Visionen, Träume und Erinnerungen“. Das zumindest behauptet der Pressetext. Ein Herzstück der Arbeit bildet Ramirez’ Filmgemälde „Somnium“ aus dem Jahr 2017, das auf der gleichnamigen Novelle des Physikers Johannes Kepler aus dem Jahr 1608 basiert, die eine geträumte Reise zum Mond imaginiert (Pierre-Boulez-Saal: „The Gold Projections“, 2. & 3. 8., jeweils nach Sonnenuntergang).

Im August vor fünfzig Jahren fand im Städtchen Woodstock auf den Weidefeldern eines Milchbauern 160 Kilometer nördlich von New York ein legendäres Open-Air-Festival statt, das mit seiner Musik den Spirit einer ganzen Epoche prägte. Zum Jubiläum nun wird überall daran erinnert, finden Revival- und Jubiläumsveranstaltungen statt. Unter anderem auch im Wintergarten-Varieté an der Potsdamer Straße, wo eine „Woodstock Variety Show“ angesetzt worden ist: Weltbeste Artist*innen wollen dort ab 7. August zu den berühmten Songs von Santana, Janis Joplin oder Joe Cocker, Melanie, Jimi Hendrix oder The Who eigene Choreografien kreieren und die Musik in akrobatische Bilder gießen. (Wintergarten: „Woodstock Variety Show“, ab 7. 8. , jeweils 20 Uhr, Sonntags 18 Uhr).

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