: Open-Air-Filme ohne Schranken
Erfreulich wenig kleinster gemeinsamer Nenner: Am Freitag beginnt das inklusive Sommerkino am Hamburg-Alsterdorfer Markt
Von Wilfried Hippen
Kino barrierefrei zu machen, also zu einem Vergnügen auch für Menschen mit Behinderung: Das kann eine komplizierte und aufwendige Angelegenheit sein. Zwar haben viele Häuser entsprechende Technik installiert oder richten Sonderveranstaltungen aus. Doch beim sommerlichen Open-Air-Kino erhalten hör- und sehbeeinträchtigte Cineast*innen kaum Angebote.
Insofern hat das morgen beginnende „Sommerkino“ in Hamburg-Alsterdorf ein Alleinstellungsmerkmal: Es ist das einzige komplett barrierefreie Open-Air-Kino in der Stadt. Was sich für kommerzielle Kinobetreiber nicht rechnen würde, geht, weil das Sommerkino von der Evangelischen Stiftung Alsterdorf organisiert wird, einer diakonischen Einrichtung; Unterstützer sind der Bezirk Hamburg-Nord und der örtliche Flughafen. Der Eintritt ist frei, Spenden sind aber gern gesehen, ein Kinostuhl wird für drei Euro vermietet. Dank eines privaten Sponsoren kann man in diesem Jahr einen Abend mehr veranstalten. Hier wird also das Kino als sozialer Ort verstanden und gefördert – konsequent, dass möglichst alle teilnehmen können sollen.
Barrierefreies Kino bedeutet, dass die Filme mit Untertiteln für Hörbeeinträchtigte gezeigt werden. Über Funkkopfhörer können Sehbeeinträchtigte eine Audiodeskription hören, auch gibt es einen markierten Bereich für induktives Hören mit Hörgerät oder Cochlea-Implantat. Behindertengerechte Zuwege und Toiletten sind da schon fast selbstverständlich.
Vorstellungen gibt es vom 19. Juli bis 16. August jeweils am Freitagabend, Beginn bei Sonnenuntergang, was heißt: Jede Woche ein wenig früher als in der davor. Die Programmauswahl hat nichts zu tun mit dem bei Open-Air Kinos sonst so gern bemühten kleinsten gemeinsamen Nenner, man zeigt nicht einfach die Publikumslieblinge der letzten Saison. Stattdessen kann das Publikum allerlei entdecken, das nur in wenigen Kinos gelaufen ist – oder nur kurz.
Kein Konzept ohne Ausnahme: Den Auftakt nämlich bildet morgen Abend „25 km/h“ von Markus Goller – mit bisher etwa einer Million Zuschauern ist dieses deutsche Mofa-Roadmovie nun nicht eben ein Geheimtipp. In der nächsten Woche folgt „Styx“ von Wolfgang Fischer – angesichts der Kriminalisierung der Seenotretterin Carola Rackete ist das Drama um ein hoffnungslos überfülltes Flüchtlingsboot bedrückend aktuell: Im Film macht sich eine Frau dadurch strafbar, dass sie Schiffbrüchige rettet.
Weiter auf dem Programm stehen der spanische Tanzfilm „Yuli“ von Iciar Bollain (2. August), das deutsche Liebesdrama „Adam & Evelyn“ (9. August) und zum Abschluss dann „Mackie Messer“.
Evangelische Stiftung Alsterdorf, Alsterdorfer Markt 4; www.alsterdorf.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen