piwik no script img

Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt

Von Friedrich Nietzsche als „süßlicher Sachse“ beschimpft zu werden, ist doch auch eine Art Ehrentitel. Dass der in dieser Form etikettierte Komponist Robert Schumann sowieso anders konnte, demonstriert denn auch der Dirigent François-Xavier Roth am Donnerstag in der Philharmonie. Dort gastiert er mit dem Kölner Gürzenich-Orchester und dem von ihm gegründeten Ensemble „Les Siècles“ mit herausragenden französischen Nachwuchsmusikern, um Schumanns Symphonie Nr. 1 B-Dur op. 38, die „Frühlingssymphonie“, darzubieten. Und die eröffnet schon gleich mit so schmetternden Fanfaren, dass man fürchtet, dass die Knospen von den Bäumen fallen könnten (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, 15-45 €).

Definitiv gar nicht süßlich dürfte das Programm werden, mit dem das KM 28 am Freitag aufwartet. Der US-amerikanische Gitarrist Owen Gardner, sonst bei den Krautrock-motorischen Horse Lords aktiv, gibt eine Soloperformance, in der es streng, mitunter durchaus auch repetitiv, wenngleich nicht monoton zugehen dürfte. Ähnlich streng und reduziert pflegt seine australische Kollegin Julia Reidy ihr Instrument zu spielen, das sie an diesem Abend im Duo Sno Globe mit dem Schlagzeuger Finn Ryan in konzentrierter Fom zum Einsatz bringt (Karl-Marx-Straße 28, 19.30 Uhr).

Ansonsten ist ja jetzt Ferienzeit. Auch im „Ausland“ gibt es eine Sommerpause. Bevor es aber so weit ist, kommen am Samstag noch einmal „The Annual Electronic Jetlag Sessions“ an die Reihe. Strombetriebene Klangerzeuger bedienen an diesem Abend drei in Berlin tätige Künstler: Hanno Leichtmann, Jasmine Guffond und Daniela Huerta alias Baby Vulture werden mit und ohne optische Zugaben den Jetlag zelebrieren (Lychener Str. 60, 21 Uhr, 7 €).

Jazz im erweiterten Sinn wäre am Dienstag dann im Schlot zu erwarten. In dem das passend benannte Berlin-Amsterdamer Trio Cleaning Each Other, bestehend aus der Pianistin Rieko Okuda, dem Bassisten Jon Nagel und Chris Hill am Schlagzeug sich zusammenfindet. Ihre Besetzung erweitern sie für den Abend um die Vibrafonistin Els Vandeweyer, die ihrerseits die Klang­erzeugungsmöglichkeiten ihres Instruments durch diverse Objekte auf den Metallplatten erweitert (Invalidenstr. 117, 21 Uhr).

Ein Jubiläum schließlich feiert derzeit das Ensemble Perlonex: 20 Jahre zusammen begehen die Echtzeitmusiker Ignaz Schick (Plattenspieler), Jörg Maria Zeger (Gitarre) und Burkhard Beins (Schlagzeug), ergänzt um den freigeistigen Gitarristen Mike Cooper, am Mittwoch im Kühlspot Social Club (Lehderstraße 74-79, 21 Uhr, 9 €).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen