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EU-Klima: Hui für 2050, pfui für 2030

Gute Chancen für CO2-Neutralitätin 30 Jahren, davor verfehlte Ziele

Die Europäische Union steht kurz davor, ein historisches Klimaziel zu verkünden: Beim EU-Gipfel, der an diesem Donnerstag in Brüssel beginnt, zeichnet sich eine Mehrheit für einen Beschluss ab, der Europa zur „Klimaneutralität“ bis 2050 verpflichtet. Gleichzeitig stellt die EU ihren Mitgliedern aber ein schlechtes Zeugnis für die Verwirklichung der mittelfristigen Klimaziele aus: Beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz sei die EU nicht auf Kurs, so ein aktueller Bericht. Und viele der 28 Staaten seien weit entfernt von ihren Zielen zur CO2-Minderung.

Wenn die Länderchefs in Brüssel zusammentreffen, steht auch die „Klimaneutralität“ auf der Tagesordnung: Ab 2050 soll die EU netto keine Treibhausgase mehr in die Luft blasen – alles, was noch emittiert wird, muss durch andere Wege wie Aufforstung ausgeglichen werden. Deutschland hat seinen monatelangen Widerstand gegen eine solche Formulierung inzwischen aufgegeben, auch andere Länder seien inzwischen auf dieses Ziel der „CO2-Neutralität“ eingeschwenkt, hieß es am Mittwoch vom Umweltverband WWF.

Zusammen mit BUND und Nabu fordert der WWF Vorrang für Ökothemen in der sich formierenden neuen EU-Kommission. Die Klimaziele sollten von jetzt minus 40 Prozent in 2030 auf minus 55 bis 65 Prozent angehoben werden, es müsse mehr Geld für Klima- und Artenschutz und eine andere Agrarpolitik geben. „Es kommt nun darauf an, dass Bundeskanzlerin Merkel aktiv für diesen neuen Kurs kämpft“, forderte Michael Schäfer vom WWF.

So richtig Vorbild ist Europa derzeit nicht, hat Brüssel gerade klargestellt. In einer Bewertung der „Energie- und Klimapläne“, die die 28 EU-Staaten eingereicht haben, rügt die Kommission, dass die EU mit den bisherigen Anstrengungen ihre 2030-Ziele beim Ausbau der Öko-Energien und der Effizienz verfehle. Vor allem bei Verkehr, Gebäuden und Landwirtschaft müssten „die Mitgliedstaaten zusätzliche Maßnahmen ausweisen“, mahnte die Kommission. Bernhard Pötter

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