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berliner szenenBerlin trotzt dem Baseball

Am Rande des Tempelhofer Felds entdecken wir eine Baseballanlage und setzen uns auf die kleine Tribüne hinter dem Schutzzaun. Baseball ist in Deutschland eine derart exotische Randsportart, dass die zwei Mannschaften, die dort gerade mit den spieltypischen Basics aus Nichts, Versuch und Irrtum „beschäftigt“ sind, Hobby- oder Bundesligateams sein könnten – da dürfte strukturell kein Unterschied bestehen. Meistens stehen die Spieler nur rum. Ob die sich überhaupt warm machen müssen? Zum Glück hat jedes Team einen Regenunterstand.

Alles, was wir über Baseball wissen, haben wir in amerikanischen Filmen gesehen, in denen Baseball ständiges Zitat ist. Das in Spiel­regeln gegossene Gähnen spielt eine Riesenrolle in der US-Kultur. Auch die „Peanuts“ spielen Baseball. Der Albtraum des Scheiterns beim Wurf, Schlag und Fangen des Balls, dieses schulkindliche Trauma wird auf den notorischen Versager Charlie Brown projiziert.

Kurz meldet sich das Gewissen, ob es für die Sportler, die direkt vor uns am Zaun stehen, nicht vielleicht doof ist, wenn sie uns laut lästern hören, während sie hier ihr Herzblut verplempern. Aber daran sind sie sicher gewöhnt.

An der Stirnseite des Zauns hängt ein Banner: „Berlin Braves Baseball“, wohl der Name der Heimmannschaft. „Guck mal, wie lustig“, meint die des Englischen kundigere Freundin, „da steht ‚Berlin trotzt dem Baseball‘“, und ich verstehe nicht gleich, weil ich bis eben nicht wusste, dass „brave“ auch ein Verb sein kann. Ich hatte nur an „die Tapferen“ gedacht.

Das Spiel ist zu Ende, die Spieler versammeln sich. O schade, war lustig. Die einen rufen „Berlin Braves“ und die anderen „Berlin Challengers“. Keiner hat sich verletzt und keiner ist vor Langeweile gestorben. Das ist ja schon mal gut. Uli Hannemann

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