Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Mit der Abschaffung des Paragrafen 175, dem sogenannten „Schwulenparagrafen“, fand die Strafverfolgung Homosexueller 1994 ein Ende. 23 Jahre später wurde dann die „Ehe für alle“ verabschiedet. So weit, so tolerant, oder? Nicht ganz. Kürzlich entlarvten die Herausgeber*innen des Sammelbands „Psychoanalyse und die männliche Homosexualität“ in der Wochenzeitung Jungel World (#22/19) die Kontinuität einer verbissenen Verteidigung sexueller Normalitäten: „Auch ein tief verankertes Ressentiment gegen das sexuell Andere brodelt weiter im Schatten der offiziell gewordenen Toleranz und bricht sich zuletzt in Forderungen nach Eindämmung der sexuellen Entgrenzung Bahn.“ Ein Phänomen, das sich (nicht nur, aber besonders) im europaweiten Rechtspopulismus beobachten lässt. Das Außerhalb von „Frau-Mann-Beziehung“ scheint für viele furchterregend gar bedrohlich. Doch eben dies birgt die Chance, einen wirklich emanzipierten Umgang mit Sex, Sexualität und Gesellschaft zu finden.
Am Donnerstagabend besprechen Referent*innen in der Schreina47 den Zusammenhang zwischen starken Bildern von Männlichkeit, die bei Rechtsextremen angesagt sind, und wie damit Geflüchtete, Migrant*innen und People of Colour (PoC) in der Diskussion um sexuelle Gewalt diskriminiert werden. Darüber hinaus wird nach Ideen für feministische und antifaschistische Interventionen gegen solche krankhaften Männlichkeiten (nicht nur) der Rechten gesucht (13. 6., Schreinerstraße 47, 20 Uhr).
Wenn es um Sex geht und man einen Blick auf unsere pornografische Landschaft wirft, dann könnte man meinen, wir sind eine fantasielose Gesellschaft. Rein, raus, Laptop aus. Der pornografische Mainstream ist zudem alles andere als divers, gleichberechtigt geschweige denn aufregend. Auch hier wirkt die konventionelle Verklemmtheit. Fantasie, Berührungen abseits von männlicher Penetration, Feingefühl, Zartheiten aber auch Stärke müssten Teil eines umfangreichen Diskurses um Pornos, Sex, Sexualität und Sexarbeit sein. Welche Aufbrüche, aber auch Sackgassen, die Pornografie verspricht, wird ab Samstag in einem zweitägigen Seminar der Naturfreunde-Jugend erörtert (Anm. unter seminare@naturfreundejugend-berlin.de, Kosten 20 Euro, 15. 6., Ort nach Anmeldung, 10 Uhr).
Und am Mittwochabend gibt es für alle Neueinsteiger*innen in das Thema „Gender, Sex und Begehren“ in der Kirche von Unten (KvU) eine Einführungsveranstaltung, um zu schauen was hinter der geschlechtlichen Binarität von „Frau“ und „Mann“ liegt (19. 6., Storkower Str. 119, 19 Uhr).
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