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Universalgelehrter und Weltreisender: Zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts gibt es in seiner Heimatstadt Berlin das ganze Jahr über Veranstaltungen zu Leben und Wirken des Naturforschers

Er lebte die letzten 15 Jahre seines Lebens in einer Mietwohnung in einem schlichten Haus unweit der Universität, die sein Bruder Wilhelm gegründet hatte: Alexander von Humboldt war der seinerzeit bekannteste Naturforscher der Welt, aber schon als er 1827 von Paris nach Berlin zurückkehrte, war seine finanzielle Situation so miserabel – er hatte sein Erbe für seine Reisen und die Veröffentlichung seiner danach entstandenen Werke ausgegeben –, dass er sich bald keine standesgemäße Bleibe mehr leisten konnte.

„Am zehnten des Monats ging ihm gewöhnlich das Geld aus“, schreibt Andrea Wulf in ihrer großen Biografie „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“, „gelegentlich musste er seinen Diener Johann Seifert anpumpen.“

Seine Wohnung im zweiten Stock in der Oranienburger Straße 67, in der von 1843 bis zu seinem Tod 1859 lebte und sein fünfbändiges Hauptwerk „Kosmos“ schrieb, war vollgestopft mit Büchern, Folianten und naturhistorischen Objekten. So behaglich warm, wie es Humboldt von seiner legendären Südamerikareise (1799–1804) kannte, war es hier aber zumindest: In seinem Arbeitszimmer herrschte, so Wulf, „eine fast unerträgliche tropische Hitze“, welche Humboldts Gäste „klaglos ertrugen“.

Zu Humboldts 250. Geburtsjahr 2019 haben sich nun 13 Institutionen Berlins und Brandenburgs zusammengeschlossen, um das Jubiläum das ganze Jahr lang gebührend zu feiern. Denn wenn Alexander auch ein gespaltenes Verhältnis zu Berlin hatte, das er als provinziell empfand, blieb er seiner Heimatstadt doch zeitlebens verbunden – zurück kam er aber nur, weil ihm die Streichung seiner jährlichen Pension von 2.500 Talern drohte. Das Museum Knoblauchhaus lädt seit Mai unter dem Titel „Tropisch warm: Zu Hause bei Alexander von Humboldt“ zu Führungen ein, die unter anderem sein rekonstruiertes Arbeitszimmer zeigen (nächste Termine: 5. 11. und 12. 11., Anmeldung unter Tel. (0 30) 24 00 21 62).

Seit Anfang Mai läuft auch „12xHumboldt – Eine wachsende Ausstellung“ im Botanischen Garten Berlins. Bis Ende Juni sind hier mehr als 3.000 „Herbarbelege“ Humboldts zu sehen, also meist getrocknete und gepresste Pflanzen oder Pflanzenteile, die der Naturforscher von Reisen mitbrachte.

Zum eigentlichen Geburtstag, am 14. September, wird das Humboldt Forum schließlich einige Räume öffnen und zu einem Fest einladen – vor der für den 30. November geplanten Eröffnung des Humboldt Forums. Am selbigen Tage im September laden die Akademie der Künste und die russische Botschaft auch zu einer Festveranstaltung unter dem Motto „Die Macht der Wissenschaft in einer Zeit im Wandel. Brauchen wir ­einen Humboldt’schen Esprit, um die Welt richtig zu verstehen?“

Infos und weitere Veranstaltungen: avhumboldt250.de