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Weniger Mieteist möglich

In der Rigaer Straße werden Mieten gesenkt: in einem Non-Profit-Haus

Von Peter Nowak

„Gemäß Beschluss erfolgt hier die Mietsenkung auf die aktuell gültige Basismiete.“ Eine solche Mitteilung halten viele MieterInnen für einen Traum. Doch Anne Damrau aus der Rigaer Straße 77 bekam Ende letzten Jahres mit diesen Worten schriftlich, dass ihre Miete zum 1. Januar 2019 sinkt. Dabei war diese auch schon vorher für Berliner Verhältnisse ungewöhnlich niedrig. Bisher zahlte Damrau 4,40 Euro pro Quadratmeter nettokalt, nun sind es 3,50 Euro. Die durchschnittlichen Nettokaltmieten der sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen lagen 2018 zwischen 5,96 und 6,27 Euro.

In der gentrifizierungsgeplagten Nachbarschaft ist das Interesse an der Mietsenkung in der Rigaer 77 groß. Nebenan in der Samariterstraße 8 informieren Transparente über eine drohende Verdreifachung der Miete nach einem Eigentümerwechsel. Bei einer Protestkundgebung einer Nachbarschaftsinitiative am 25. Mai soll das Modell Rigaer Str. 77 deshalb vorgestellt werden.

Auch die Heiz- und Betriebskosten liegen dort bei knapp 2 Euro pro Quadratmeter, weil der sanierte Altbau in gutem Zustand ist. Er wurde nach der Wende zunächst besetzt und 1997 von der Genossenschaft Luisenstadt gekauft. In Eigenregie sanierten die damaligen BewohnerInnen das Gebäude. Ein Teil der heutigen MieterInnen zog erst nach dem Ende der Sanierungsphase ein. Lange mussten sie eine höhere Miete bezahlen als die AltbewohnerInnen, die an der Sanierung beteiligt waren. Mit der Mietsenkung wurden die Mieten nach unten angeglichen. Das war auch möglich, weil Kredite abbezahlt sind. Die Miete ist aber auch deshalb so niedrig, weil in dem Haus bis heute das Prinzip Selbstverwaltung gilt. Nötige Reparaturen werden in Eigenregie bewerkstelligt.

„Wir wollen zeigen, dass niedrige Mieten möglich sind, wenn mit Häusern kein Profit gemacht wird“, erklärte ein Mieter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

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