: Zurück auf Start: Frieze Art Fair London
Der Markt erholt sich! Wer zur diesjährigen siebten Frieze Art Fair in London einen Blick in die britischen Zeitungen warf, konnte den Eindruck gewinnen, die nächste Mini-Kunstblase komme bestimmt. Tatsächlich wirkte die Atmosphäre auf der bis gestern laufenden Messe erstaunlich ausgelassen, ein wenig wie nach einer überstandenen Testfahrt in unbekanntes Gebiet. Nach den miserablen Ergebnissen der vergangenen Frieze, kurz nach dem historischen Zusammenbruch der Lehman-Bank, stand die Anspannung den ausstellenden Galeristen am Eröffnungstag regelrecht ins Gesicht geschrieben.
Einige Galerien fehlten, doch dafür gab es Neuzugänge und statt nervöser Spekulanten tauchten wichtige Qualitätssammler wieder auf. Mit der neuen, den Statements der Art Basel nicht unähnlichen Sektion Frame gab es einen launigen Bereich für künstlerische junge Einzelpositionen.
Manische Supersize-Werke à la Takashi Murakami gab es wenig, stattdessen beobachtete man in Arbeiten von Grayson Perry bis Elmgreen & Dragset trockenen Galgenhumor. Galerie-Platzhirsche wie David Zwirner oder Whitecube hängten erleichtert ihre Werke um, nachdem sie Käufer für ihre Gurskys oder Neo Rauchs gefunden hatten. Und selbst bei Christie’s staunte man, als am Freitagabend gleich zwei Weltrekorde erzielt wurden und Kippenbergers Paris Bar (1991) mit fast zweieinhalb Millionen Euro weit über den Schätzpreis schoss.
Doch die Krise ist nicht vorbei. Man hat nur gelernt, sich ihr anzupassen. „Bis gestern wurden noch letzte Geschäfte abgewickelt. Sammler konnten sich Zeit lassen und nun bewusster handeln und kaufen. Das hat auf jeden Fall seine Qualität“, weiß Sarah Thornton, Autorin des Buches „Sieben Tage in der Kunstwelt“. „In den Boomzeiten waren die Stände am Eröffnungstag bereits nach einer Stunde abgegrast.“ JULIA GROSSE
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen