piwik no script img

PSMFarbkörper Rot: Daniel Lergon und die Materialität der Malsubstanz

Daniel Lergon, Rotverschiebung, Installationsansicht von „Untitled“, 2019, Alizarin crimson oil paint on white canvas, 200 x 300 cm Foto: Marjorie Brunet Plaza; Courtesy the artist and PSM

Es ist nicht nur ihrer Dimension von je zwei Metern Höhe zu verdanken, dass die in Rot changierenden Gemälde, die Daniel Lergon derzeit bei PSM zeigt, wie ein körperliches Gegenüber wirken. Was Lergons Ausstellung „Rotverschiebung“ zu einem klaren Highlight des vergangenen Gallery Weekend macht, ist, wie er die Malsubstanz selbst zum Gegenstand seiner Arbeit erklärt, die Materialität der Ölfarbe herauskehrt, sie an vielen Stellen immer wieder ins Dreidimensionale faltet. Dabei verwendet er einen einzigen Rotton als Ausgangspunkt, Alizarin Chrimson, der jedoch, je nach dem wie die Malfarbe verarbeitet ist, unzählige Varianten der Helligkeit und Dunkelheit durchläuft. Durch Schichtung verdichtet, erscheint das Alizarin Chrimson tiefdunkelrot oder aber es ist bis fast ins Transparente verdünnt bzw. ausgestrichen, sodass es im leichten Rosa auf der Leinwand schwebt. Neben der Flüssigkeit der Ölfarbe und der körperlichen Geste des Stapelns und Ausstreichens ist also die Farbe der Farbe spürbar in den Arbeiten gespeichert. Die wunderbare Doppeldeutigkeit, die dem Wort „Farbe“ in der deutschen Sprache innewohnt und sowohl Farbigkeit als auch Malsubstanz bezeichnet, transportiert sich hier so expandierend und spielerisch, wie man es sonst von Lynda Benglis’ amorphen Farbkörpern kennt, die über Böden fließen oder aus Wänden in den Raum wachsen. „Rotverschiebung“ ist eine spürbare Fortführung eines solchen experimentierenden Denkens über die Materialität der Malsubstanz, die man so viel zu selten sieht. nym

Bis 25. 5., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Schöneberger Ufer 61

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen