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nationalpark odertalAuf polnischem Auge blind

Es war das Jahr der Oderflut, in dem der „Deichgraf“ Matthias Platzeck noch an die Natur glaubte. Natürliche Überschwemmungsflächen wie im Nationalpark Unteres Odertal, so Platzeck 1997, wären der beste Schutz vor Hochwasserkatastrophen. Im gleichen Jahr ernannte Platzeck Romuald Buryn zum Chef des einzigen Nationalparks in Brandenburg.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Der Überzeugungstäter Platzeck wusste, was er am Überzeugungstäter Buryn hatte. Als Ökoaktivist zeigte sich der Diplombiologe als konsequenter Naturschützer. Als gebürtiger Pole, der seit 1980 in Deutschland lebte, war der heute 40-Jährige wie geschaffen, die Zusammenarbeit mit den polnischen Schutzgebieten zu einem „Internationalpark“ und damit zu einem ökologischen Vorzeigegebiet an der Oder voranzutreiben.

Gerade die letzte Chance ist nun vertan. Ein Zufall? Dass das brandenburgische Umweltministerium bei der Neuausschreibung für Buryns Stelle keine Polen-Kompetenz verlangte, zeigt zweierlei. Einmal, dass man den Naturschützer Buryn tatsächlich loswerden wollte. Zum Zweiten, dass die Zusammenarbeit mit Polen oft nicht mehr ist als bloßes Lippenbekenntnis. Im Verwaltungsdenken und -handeln ist es aber noch immer nicht angekommen.

Der zum Wirtschaftsschützer gewendete Ex-Umweltminister Platzeck hat mit der Konzentration seiner Politik auf die Wachstumskerne alles auf eine Karte gesetzt. Nicht nur der Naturschutz, auch die Zusammenarbeit mit Polen verkümmern dabei zu Randthemen. Doch das Gegenteil wäre nötig. Umweltschutz und grenzüberschreitende Projekte werden in Brüssel nach wie vor groß geschrieben. Und von da kommt, Wachstumskerne hin oder her, auch ein gut Teil der Brandenburger Gelder.

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