berliner szenen: Vielleicht was für die Friendzone
Weil das Fahrrad streikt, schiebe ich es nach Hause. Gucke in den Himmel und denke schön an gar nichts, als hinter mir Leute um die Ecke biegen. Dass ich nun ihr Gespräch mithören muss, ist nicht meine Schuld.
Eine Frau spricht. Sie sagt: „Oh Mann, das ist echt schwierig. Gerade weil wir auch noch denselben Freundeskreis haben, und jetzt wird schon geredet, ohne dass was ist. Und bei mir ist es eben so, dass ich im Moment gar keine Beziehung will, mir geht’s gerade wirklich gut so. Das kann sich ändern, vielleicht auch noch lange nicht. Vielleicht wäre Friendzone erst mal ’ne Möglichkeit? Keine Ahnung. Das ist gerade so mein state of mind.“ Pause. Noch mehr Pause. Dann sie wieder: „Hmm … Jetzt müsstest du wohl mal was dazu sagen.“
Die andere Person ist ein Er. Er sagt: „Ääh, ääh, ja. Ja, ääh …“
Beide lachen etwas verlegen. Vielleicht hat er gemerkt, dass direkt vor ihnen eine fremde Person ihr Fahrrad schiebt, die vermutlich alles mit anhört.
Ich versuche so zu gehen, als dächte ich an ganz was anderes. Er honoriert das, indem er endlich herausbringt: „Ich will keinen Druck auf dich ausüben. Aber Friendzone, daran glaub ich nicht. So was wie Friendzone existiert nicht. Ich denke, es ist einfach so: Entweder sie mag dich, oder sie mag dich nicht.“ Und sie sagt: „Tja … Ja, stimmt wohl.“
Ob das Gespräch danach noch weitergeht, erlebe ich nicht mit, weil die beiden sich auf einer freien Bank am Wegrand niederlassen. Sachte gehe ich weiter und werfe nach etwa zehn Metern einen dezenten Blick über die Schulter. Ich sehe einen hellen und einen dunklen Kopf. Zwei Leute, die beieinander auf einer Bank sitzen und einträchtig in die Sonne blinzeln. Von weitem sehen sie aus wie ein richtig nettes Paar. Katharina Granzin
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