: Schriftführer werden anstelle des Schriftführers
Bernd Kuschnerus ist einziger Kandidat für die Nachfolge von Renke Brahms auf dem Posten des Nicht-Bischofs der Bremer Evangelischen Kirche
Von Benno Schirrmeister
Bernd Kuschnerus bewirbt sich um das Amt des Schriftführers der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Am kommenden Donnerstag wählen die 150 Delegierten des Kirchenparlaments den Nachfolger von Renke Brahms, der diesen Posten seit 2007 innehatte. Kuschnerus, damals Brahms unterlegen, ist bislang der einzige Kandidat.
Brahms tritt nach zwei sechsjährigen Legislaturperioden nicht zur Wiederwahl als leitender Theologe der BEK an: Die ist die einzige Landeskirche Deutschlands, die sich nur auf städtisches Gebiet erstreckt und seit 1945 kein Bischofsamt kennt. Anfang des Jahres war der 62-Jährige zum Direktor der Evangelischen Wittenbergstiftung in Sachsen-Anhalt berufen worden. Im Sommer nimmt er diesen Posten hauptamtlich war.
Kuschnerus, zehn Jahre jünger als sein ehemaliger Konkurrent, ist Vater von vier erwachsenen Kindern. Er fungierte zuletzt als Brahms’Stellvertreter. Als Theologe ist er durch Arbeiten zur Metaphernstrategie des Paulus von Tarsus hervorgetreten: Dieser nutze die Möglichkeit, in Sprachbildern Unähnliches zu absurden Äußerungen zu verbinden, die „gleichwohl sinnvoll“ seien, wenn sie als „Sprachform, in der sich Neues bekunden kann“ rezipiert werden, so Kuschnerus’These. Daraus entspringe „das Potential paulinischer Metaphorik, auf die schöpferische Nähe Gottes auch in zeitgenössischen Lebenssituationen aufmerksam zu machen“, schreibt er 2002 in seinem Buch „Die Gemeinde als Brief Christi“.
Kuschnerus hat in Kiel und Marburg studiert, war im Bremer Rot-Kreuz-Krankenhaus als Seelsorger tätig und teilt sich mit seiner Frau Ingeborg die Pfarrstelle der Melanchton-Gemeinde in Bremen Osterholz. Laut evangelischem Pressedienst sieht sich Kuschnerus in erster Linie als Moderator. Auch in der Kirche habe er sich den Ruf eines Vermittlers in Konflikten erworben. Die Kirche hält er für wichtig bei „ethischen Themen, beim Klimaschutz, bei sozialen Fragen“. Kuschnerus hat angekündigt, kirchenferne Menschen stärker in den Blick nehmen zu wollen. Dafür müsse sich die kirchliche Sprache ändern, Angebote müssten offener werden. (mit epd)
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