Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Was heißt das eigentlich so, ein „upcoming“ DJ zu sein? Das Klischee dazu wäre jemand, der in der einen oder anderen Form mit seinem Tun vor allem die Leute mit mehr oder minder erprobten Formen der Clubmusik zum Tanzen bringt. Bei dem Kölner DJ Phillip Jondo stimmt das sicherlich auch. Doch darüber hinaus interessieren ihn Klangtexturen aller Arten, von tribalistischen Rhythmen bis zu eher offenen Ambient-Gebilden ist bei ihm eine ganze Menge möglich. Wenn er am Donnerstag im Ohm beim Konzert des Equations Collective als „Special Guest“ in Erscheinung tritt, wird er höchstwahrscheinlich auch in diesem offenen, freien Sinne zur angekündigten improvisierten Elektronik beitragen. Irgendwie dazu tanzen sollte übrigens auch möglich sein (Köpenicker Str. 70, 22 Uhr).
Weniger upcoming als vielmehr eine Art Elder Statesman der improvisierten Musik ist dafür der US-amerikanische Pianist Anthony Coleman, der am selben Abend das KM28 beehrt. Wenn man ihn als eine der bedeutenden Figuren der New Yorker Downtownszene charakterisiert, muss man fast schon wieder erklären, was das überhaupt war. Denn die Musiker New Yorks, die heute von sich reden machen, wohnen inzwischen fast alle in Brooklyn. Damals, in den Achtzigern, war es eben eine Gruppe an Künstlern um den immer noch rasend produktiven John Zorn, die Maßstäbe setzte für heftige, wilde Improvisation. Coleman gehörte dazu, hatte aber stets seinen eigenen Stil mit heftigen Ausbrüchen, in dem ausgeprägte, selbst schöne Melodien gleichwohl erlaubt waren. Diesen hat Stil er nach wie vor (Karl-Marx-Str. 28, 20.30 Uhr).
Wer am Freitag mal ein bisschen später noch in die Philharmonie wollen sollte, kann es ja mit dem anlassgerecht als „Late Night“ bezeichneten Programm versuchen. Die Geigerin und Rezitatorin Patricia Kopatchinskaja spielt mit Ensemble Werke von George Enescu, den surreal-nachtstückartigen Moderne-Klassiker „Pierrot lunaire“ von Arnold Schönberg und Walzer von Johann Strauß (Sohn), arrangiert von Schönberg und dessen Schüler Anton Webern. Gute Mischung (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 22 Uhr, 20 €).
Mittwoch lädt dann das KIM Collective ins Sowieso zu 4Nightsinarow, einer viertägigen Minireihe mithin. Das „Kollektiv für komponierte und improvisierte Musik“, wie es sich vollständig nennt und das in Berlin seit einigen Jahren frische Impulse in der freien Musik setzt, beginnt sein Gastspiel mit dem Trio der Sängerin Dorah Osterloh, des Gitarristen Arne Braun und dem Schlagzeuger Max Santer. Überraschungen sind erlaubt (Weisestr. 24, 20.30 Uhr).
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