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Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt

Dieses Jahr werden in Berliner Betrieben zum Frauen*kampftag keine roten Nelken verteilt. Die Kapitalmaschinerie in der Hauptstadt steht weitgehend still, denn seit diesem Jahr ist der Frauen*kampftag hier ein Feiertag. Wer mag, kann es sich gegen das Patriarchat also einfach im Bett gemütlich machen. Doch genau darin vermuten manche eine drohende Entpolitisierung des Emanzipationskampfs. Ob dieser Tag jedoch zum gönnerhaften Freizeitgeplänkel verkommt, hängt auch von dessen Gestaltung ab – eine Debatte, die sich in den letzten Jahren auch um die Kommerzialisierung des 1. Mai dreht. Die Veranstaltungen der letzten Woche, die heftigen Debatten und Mobilisierungen zum Frauen*streik versprechen aber das Gegenteil. Und gestreikt wird trotzdem, denn Frauen* verrichten im Vergleich zu Männern weitaus mehr Heim- oder Carearbeit, die volkwirtschaftlich unsichtbar sind. Die Chance, die die neue Freizeit also mit sich bringt, ist das politische Potenzial einer vernetzten feministischen Bewegung auszubauen. Ein Tag zum Feiern und zum Kämpfen. Dafür wird diese Woche leidenschaftlich diskutiert, gestreikt, auf die Straße gegangen, getanzt und getrunken.

Am Donnerstagabend bietet die Kirche von Unten (KvU) mit ihren Nachbar*innen vom Mensch Meier mit dem FemPunkFest Akteur*innen aus der feministischen Subkultur eine Bühne. Über zwei Tage wird es eine Kunstausstellung, politische Inhalte, Austausch, Küfa und natürlich Konzerte geben (7. 3., Storkower Str. 119, 18 Uhr).

Gegen eine eindimensionale Nelkenerzählung des Frauen*kampftages findet heute in Charlottenburg eine Vorabendkundgebung statt. Diese Veranstaltung ist ausschließlich für FLINT, also für Frauen*, Lesben, Inter-, Nonbinary- und Transpersonen (7. 3., Stuttgarter Platz, 18.30 Uhr).

In der Baiz findet auch am Donnerstagabend unter dem Titel „Riot Grrrl. Als die Mädchen die Macht übernahmen“ zur Aufwärmung auf den Kampftag ein feministischer Filmabend statt (7. 3., Schönhauser Alle 26a, 20 Uhr).

Ab Freitagmittag geht von Kreuzberg der Purple Ride als Feministische FLTI*-Fahrraddemo los (8.3., Mariannenplatz, 12 Uhr). Cis-Männer können sich aber an zahlreichen anderen Aktionen beteiligen. „Feiern, Streiken, Weiterkämpfen“ – Mit dieser Einladung findet die Großdemonstration zum Internationalen Frauen*tag 2019 statt. In der Demonstration werden vielseitige Blöcke vertreten sein, die sinnbildlich für intersektionale Diskriminierungen von Frauen* stehen (8. 3., Alexanderplatz, 14 Uhr). Weitere Veranstaltungen finden Sie auf www.taz.de/bewegung

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