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Kolumne Flimmern und RauschenWiederauferstehung in Mainz

Steffen Grimberg
Kolumne
von Steffen Grimberg

Vor knapp drei Jahren verdrückten einige Krokodilstränen wegen eines abgeschalteten Kanals. Jetzt ist ZDFkultur wieder da.

Bei der Berlinale gab's viel Honig ums Herz für das ZDF-Team um Thomas Bellut (Dritter von links) Foto: Sascha Baumann/ZDF

T homas Bellut ist ja ein Fuchs. Der ZDF-Intendant hält meistens die Klappe, wenn es um die Wurst geht. Und schnappt dann zu, wenn der Rest der Medienkarawane hübsch mit sich selbst beschäftigt ist, weil mal wieder ein Barde geteert oder eine Linguistin gefedert werden muss. Letzte Woche durfte man also Zeuge einer Wiederauferstehung sein, mit der die Mainzer so ganz nebenbei auch noch das Genöle über ihren Hauptkanal locker kontern konnten: ZDFkultur ist wieder da.

Genau: ZDFkultur, dieser vor knapp drei Jahren unter Verdrückung der einen oder anderen Krokodilsträne abgeschaltete Digitalkanal. Wir erinnern uns: Statt einen digitalen Jugendkanal im richtigen Fernsehen zu platzieren, hatte die Medienpolitik in einer ihrer raren Sternstunden den Öffentlich-Rechtlichen ein junges Angebot im Netz – und nur dort – verordnet. Es war die Geburtsstunde von Funk. Und dafür mussten ARD und ZDF jeweils einen ihrer digitalen TV-Ableger stilllegen.

Das ZDF hat daraus gelernt und funkt ZDFkultur jetzt ebenfalls online only. Übrigens mit Vorwarnung: Schon gleich 2016 hatte Bellut – um den Kulturpessimisten etwas entgegenzusetzen – eine „Kulturplattform“ angekündigt. Konnte keine was mit anfangen, die meisten hatten es auch vergessen. Jetzt ist sie da. Und sie ist gut. Der Kulturbegriff ist breit, das Angebot bunt und tatsächlich auch mal in weiten Teilen online­affin. Den Rest kann sich jedeR in der ZDF Mediathek selbst angucken.

Dafür gab’s bei der Berlinale, wo das ZDF der anwesenden Medienpolitik und Kulturdeutschland das Ding vorstellte, auch jede Menge Honig ums Herz. So viel Lob fürs Öffentlich-Rechtliche kam schon lange nicht mehr aus Malu Dreyers Mund – in Sachen Auftrag und Struktur fährt die Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder mit ARD und ZDF aktuell ja eher Schlitten.

Steffen Grimberg

Medienprofi Steffen Grimberg (früher taz, NDR und ARD, jetzt MDR) bringt jeden Mittwoch Unordnung in die aufgeräumte Medienwelt.

Aber bei ZDFkultur geht’s ja auch nicht ums Geld, jedenfalls hat laut Bellut das ZDF alles aus Bordmitteln und mit den Kulturpartnern gestemmt. Und wer jetzt weiterlamentiert, dass damit vermutlich bis auf Reste wie „aspekte“ die Kultur im ZDF Hauptkanal auch nur noch als Krimi weiterexistiert, hat vielleicht sogar recht. Aber es nützt nix.

Die Killer-Application von Bellut kam da aber noch: ­ZDFkultur will nämlich nicht nur für Partner aus dem Kulturbereich weit offen stehen. „Wir sind offen für Koalitionen mit allen willigen Sendern.“ Das heißt vermutlich außer RT Deutsch und meint natürlich die ARD, wo einzelne Herren ja auch Plattformpläne hegen. Und so goss der alte Kriminologe sein Plädoyer für Durchlässigkeit in den unsterblichen Satz: „Warum sollte ein etwas Verwirrter, der bei uns in der ZDF Mediathek den ‚Tatort‘ sucht, nicht zur ARD weitergeleitet werden?“ Ja, warum eigentlich nicht!

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

2 Kommentare

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  • Bremen 2 abgeschaltet. ZDFKultur abgeschaltet. Am Besten wurde geholzt.

    Natürlich wird es da schwer zu rechtfertigen, warum der Bürger mit seinen Rundfunkgebühren Boulevardmagazine finanzieren soll, die die Privaten schlicht und einfach besser können.

  • Däh! Faß mal - zusammen - ausgewogen - gewichtig - genderneutral.



    Normal.

    Melodie “Gehnse mit der Konjkultur!“

    Das Original - Cha - Cha - Cha -



    m.youtube.com/watch?v=pjacOmKDJ80



    Hazy Osterwald-Sextett - Konjunktur Cha-Cha / Geh´n sie mit der Konjunktur - 1961

    unterm——



    Das - 'Cha Cha Cha' - leitet sich vom Schurren der Schuhsohlen



    bei 'nem passenden kubanischen Rhythmus her!;)



    &



    “Was tanzen Sie da!“ - “Cha Cha Cha“ - “Ja wenn Sie meinen!“



    60er - Tanzschule Wollgast Hüxtertorallee 35 HL - hück Sohnemann - aber immer!;))



    (Mein Gott - war das damals ein Klemmipaar!;)( & - Kultur - keine Spur.

    Na bitte. Paschd scho.