Mies van der Rohe Haus: Kurz über Ehrfurcht gespuckt
„Beglückung der Welt“ heißt die aktuelle Gruppenschau im Mies van der Rohe Haus nicht umsonst. Denn mit ihr startet seine Leiterin Wita Noack ins 100-jährige Jubiläum des Bauhauses, der Kunstschule also, deren Ehrgeiz es war, nach dem Ersten Weltkrieg zur Abwechslung einmal zum Glück der Menschheit beizutragen. Mit ebenso sinnvollen wie ästhetisch anspruchsvollen Dingen des alltäglichen Gebrauchs und radikal gedachter, neuer Kunst.
Die US-amerikanische Künstlerin Jill Baroff, ihr niederländischer Kollege Jan van der Ploeg und der Berliner Künstler Joachim Gromek knüpfen nun in der vom Bauhausdirektor Mies van der Rohe entworfenen Villa auf je eigene konzeptuelle Weise daran an. Jan van der Ploeg hat der großen weißen Wand im Herrenzimmer hellblaue und rote Schwingen aufgesetzt. Das schaut heiter und ein bisschen nach einem Logo aus. Für das Unternehmen Optimismus und Co.? Auch Jill Baroff scheint Mies’ Architektur zu beflügeln, sie setzt auf die Wände des Schlafzimmers zart schwebende, bunte Strukturen, die den Anschein haben, davonfliegen zu wollen. Aus bemalten Holzleisten zusammengefügt, sind sie ein leises Echo des Parkett. Joachim Gromek zeigt bewusst 12 zurückhaltende Arbeiten seiner grauen Serie. Doch dann hat die Ehrfurcht glücklicherweise ihre Grenzen. Eine breite, auf eine Zeitschriftenseite gestellte und an das Terrassenfenster gelehnte Holzleiste besprüht er mit Silberlack. Der Lack spuckt auch auf das Mies-Fenster und in der Zeitschrift liest man: Oskar Schlemmer „I am to modern to paint pictures“. wbg
Bis 14.4., Di.-So. 11-17Uhr, Oberseestr. 60
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen