: Dänemark baut den Grenzzaun
Nördlich von Flensburg der erste Pfahl gesetzt
Er kommt tatsächlich: der Grenzzaun zwischen Deutschland und Dänemark. An der grünen Grenze, wo der Spaziergänger oft tatsächlich nicht weiß, ob er gerade auf dänischem oder deutschem Boden wandelt, wird ab Montag ein Zaun gegen wandernde Wildschweine errichtet. Er soll verhindern, dass die in Osteuropa angekommene Afrikanische Schweinepest über Deutschland in Dänemark verbreitet.
Als der Zaun im vergangenen Frühjahr von der liberal-konservativen dänischen Regierung vorgeschlagen wurde, regte Kenneth Kristensen Berth von der Nationalistischen Dänischen Volkspartei an, ihn doch gleich noch ein bisschen höher zu bauen, um Geflüchtete davon abzuhalten, ins Land zu kommen. „Hurra, jetzt bekommen wir einen Zaun entlang der dänisch-deutschen Grenze“, jubelte er auf Facebook.
Sowieso spricht einiges dafür, dass es sich beim Bau des Zauns um Symbolpolitik handelt: Dänemark will zeigen, dass es den Schutz gegen den Erreger ernst nimmt. Denn es exportiert pro Jahr Schweine für rund vier Milliarden Euro. Bräche dieses Geschäft durch den Befall mit dem tödlichen Virus zusammen, würde das die Wirtschaft empfindlich treffen.
Ob der Zaun eine Ausbreitung tatsächlich verhindern kann, ist zumindest zweifelhaft. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts, des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit, kann sich die Schweinepest zwar über weite Strecken verbreiten – allerdings vermutlich eher über menschliche Aktivitäten als über Wildschweine. Risiken bestünden durch kontaminierte Lebensmittel oder nicht ausreichend desinfizierte Viehtransporter.
Der Zaun soll nach Auskunft des Dänischen Amts für Naturverwaltung aus oberirdisch 1,50 Meter hohen Stahlmatten bestehen, die 50 Zentimeter in die Erde reichen. Stacheldraht ist nicht vorgesehen. Stattdessen gibt es auf den 70 Kilometern Länge 20 dauerhafte Öffnungen an Straßen und Gewässern. Jeden Kilometer gibt es ein Tor, das geöffnet werden kann.
Befürchtungen des deutschen Umweltverbandes BUND, der Zaun könnte Tierpopulationen auseinanderreißen, begegnet das Amt mit speziellen Passagen und 20-mal-20-Zentimeter großen Öffnungen für kleine Tiere.
80 Landbesitzer wurden in Jütland für das mit zehn Millionen Euro veranschlagte Bauwerk enteignet. Bei Pattburg nördlich von Flensburg wird am Montagvormittag der erste Pfosten gesetzt. Gernot Knödler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen