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meinungsstark

Es ist eine menschliche Katastrophe

„Zwei schwere Bootsunglücke im Mittelmeer“, taz vom 21. 1. 19

In Berlin scheint die Sonne – im Mittelmeer kämpft die „Sea Watch 3“. Vor der libyschen Küste sinkt ein Schlauchboot, 117 Menschen ertrinken. Zwischen Spanien und Marokko sinkt ein weiteres Boot; nach Angabe des einzigen Überlebenden ertrinken 53 Menschen. Alarm Phone meldet ein Boot mit 100 Menschen in Seenot. Die „Sea Watch 3“ – 15 Stunden entfernt – nimmt Kurs und sucht … Was ist das für eine menschliche Katastrophe! Was ist das für eine Schande Europas!

In der aktuellen Situation versage ich auch, ich weiß nicht mehr, was ich noch tun kann. Ich protestiere, demonstriere, setze mich mit Seebrücke-Hoodie in die Ausstellung „Europa und das Meer“ im Deutschen Historischen Museum, schreibe an unsere BürgermeisterInnen: Ich will, dass sich die Stadtstaaten freimachen von bundesdeutscher Politik.

Ich will, dass Berlin, Bremen und Hamburg sich freiwillig bereit erklären, die im Mittelmeer Geretteten aufzunehmen. Sie haben sich zum „Sicheren Hafen“ erklärt. Also dann seid ein „Sicherer Hafen“! Ihr habt die Möglichkeit dazu! Und die menschliche Verpflichtung! Ich will, dass sich Reisebusse auf den Weg nach Italien machen mit einem mobilen BAMF darin, das die Geretteten fragt, wo sie hin möchten, ob sie vielleicht FreundInnen oder Familie in europäischen Ländern haben. Italienische BürgermeisterInnen haben ihre Hafenstädte zu offenen Häfen erklärt, auch gegen Matteo Salvini. Ich will, dass deutsche BürgermeisterInnen sich mit ihnen verbünden! Ich will, dass diese sichere Seebrücke gebaut wird! Ich will, dass Berlin, Bremen und Hamburg Geretteten ein neues Zuhause schenken, auf Zeit oder für immer. Und ich will, dass die zivilen SeenotretterInnen alle nur mögliche Unterstützung bekommen, um das zu tun, wonach sie nach internationalem Seerecht verpflichtet sind: nämlich zu retten. Und ich will, dass die „Sea Watch 32 wieder Partnerschiffe an die Seite bekommt. Lasst uns endlich alle gemeinsam die Ärmel hoch krempeln und anpacken! Wir schaffen das! Kirsten Müller-von der Heyden, Berlin

Was zählt? Wer zählt?

betr.: „Mach, was wirklich zählt“, Werbekampagne der ­Bundeswehr

„Mach, was wirklich zählt“: Marschieren, Befehle ausführen, schießen? Diese Kampagne kostet 12,5 Millionen Euro. Hier in Jena springen uns die Plakate und die Werbung an Straßenbahnen und Haltestellen an. Mich regt diese Werbung auf. Denn: Zählt die Arbeit des/r Straßenbahnfahrers/in nicht auch – wirklich? Zählt meine Arbeit nicht wirklich? Eins, zwei, drei, vier, Eckstein, alles muss versteckt sein – mit Kindern verstecken spielen, das zählt! Eins, zwei, drei ins faule Ei – Schulsozialarbeit an Schulen, das zählt! 112 – unsere Notärzte/innen retten Leben, das zählt! 110 – der Notruf der Polizei, das zählt! 08 00/1 11 01 11 – Telefonseelsorge, das zählt.

Zählt nicht alles, was dem Leben dient? Zählt nicht alles, was eine gewaltfreie, lebensfördernde Entwicklung anregt? Zählt nicht wirklich, wenn Menschen anderen Menschen helfend zur Seite stehen? Wenn Kinder liebevolle Zuwendung erfahren von Eltern und Familie, von Lehrern*innen und Erziehern*innen? Wenn Erwachsene gewaltfreie (Computer-) Spiele mit ihnen spielen? Zählen nicht wirklich die tausendfachen friedlichen Ingenieursleistungen in Industrie und Wirtschaft? Was zählt die Arbeit der Kassiererin, des Bauarbeiters, der Sekretärin, des Bauern? Heinz Bächer, Jena

Wenn das die Wahrheit ist …

„Die Causa G.“, taz vom 22. 1. 19

Ich bin tief erschüttert! Zum Glück geht die Wahrheit transparent mit sich um. Aber wenn sich jetzt noch herausstellt, dass Eugen Egner seine Texte unter LSD schreibt und dass Ralf Sotschek die Montagskolumne – statt vorgeblich unter Ale (kein Alkohol!) – heimlich kiffend produziert, dann ist für mich die Grenze erreicht. Ich drohe für diesen Fall bereits jetzt an, mein Abo sofort auf den politischen Preis zu erhöhen.

André Podszus, Norderstedt

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