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Die Wirtschaft dümpelt weiter

Zwar haben die Unternehmen etwas mehr investiert. Die Verbraucher kaufen aber noch weniger. Deshalb bleibt auch das Staatsdefizit über der Drei-Prozent-Marke

BERLIN taz ■ Die Hoffnungen vieler Optimisten wurden wieder mal enttäuscht: Im zweiten Quartal bis Juli stagnierte die deutsche Wirtschaft bei 0,000 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt gestern mit und bestätigte damit vorläufige Berechnungen aus der Monatsmitte. Noch Anfang des Jahres wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um immerhin 0,8 Prozent. Etwas besser ist die Entwicklung beim Staatsdefizit. Das lag um vier Milliarden Euro unter dem des Vorjahres – aber mit 3,6 Prozent des BIP noch immer deutlich über dem Maastricht-Kriterium von 3 Prozent.

Ursache der verschlechterten Konjunkturlage ist die Außenhandelsbilanz und der nochmals gesunkene Privatkonsum. Auch die höhere Investitionsfreudigkeit der Unternehmen, die um 0,6 Prozent stieg, konnte den Rückfall nicht verhindern. Denn das Kaufverhalten der Verbraucher drückte wiederum die positiven Effekte der Firmeninvestitionen, sodass die Binnennachfrage nur um 0,3 Prozent anstieg. Der private Konsum sank im Vergleich zum Vorquartal um weitere 0,3 Prozent ab.

Eigentliche Ursache des Nullwachstums ist der starke Anstieg der Importe: Die liegen mit plus 2,3 Prozent höher als die Exporte (1,2). Dadurch verringerte sich der Außenbeitrag – Differenz zwischen Exporten und Importen – um 0,3 Prozent.

Im Unterschied zur Gesamtwirtschaft verzeichnen die großen Konzerne wie Allianz oder Bayer Rekordgewinne. Im Verhältnis dazu investieren sie aber erstaunlich wenig: „Bis jetzt halten sich die Unternehmen zurück“, erklärte Ulrike Karstens von Sal. Oppenheim. Wenn Geld ausgegeben wird, dann werden ausschließlich Sachwerte gekauft, Arbeitsplätze werden stattdessen abgebaut.

Peter Englisch von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young sieht darin ein strukturelles Problem: „Viele Investitionen und kostenintensive Unternehmensbereiche werden ins Ausland verlegt.“ Deshalb seien die Importe so hoch: Je mehr Wertschöpfung ins Ausland verlagert werde, desto mehr müsse wieder eingeführt werden. Durch Produktionsverlagerungen und den Arbeitsplatzabbau sei auch die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu erklären, die ihr Geld lieber „auf die hohe Kante“ legten.

Für das dritten Quartal sind die Prognosen etwas besser. Viele Volkswirte rechnen mit einem BIP-Anstieg von 0,5 Prozent, nicht zuletzt wegen der Bundestagswahl. Der hohe Ölpreis sorgt aber generell für Unsicherheit.

SUSANNE GÖTZE

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