Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Neues Jahr, gewohnte Fragen, erfrischende Antworten? Über die Feiertage las ich den von Sebastian Friedrich und der Redaktion von analyse & kritik herausgegebenen Sammelband „Neue Klassenpolitik. Linke Strategien gegen Rechtsruck und Neoliberalismus“. In den zusammengetragenen 31 Beiträgen werfen die Autor*innen Fragen nach Formationsmöglichkeiten linker Politiken auf. Formation ist hier nicht im militärischen Sinne gemeint, sondern vielmehr als die Suche nach Überschneidungen verzweigter Klassensolidaritäten. Entscheidend für diese Suche sind Diskussionen über strukturelle Konfliktpunkte in kapitalistischen Gesellschaftszusammenhängen und wie diese von „links“ besetzt werden können: Es geht um Antifaschismus, Antirassismus, Antisexismus, Verdrängung, Wohnpolitik und sozioökonomische Schieflagen. Diese Themen werden zwar nicht zusammen, doch aber in verschiedenen Veranstaltungen in der kommenden Woche aufgegriffen.
Der Einzug des Google Campus ins Umspannwerk in der Ohlauer Straße ist zwar fürs Erste abgewendet, doch sei damit eine wachsende technopolitische Hegemonie nicht aufgehoben. Deshalb organisieren die Aktivist*innen aus den „Lärm gegen Google & Co.“-Protesten auch in 2019 Widerstände, um laut, vielleicht auch klangvoll gegen Verdrängung und für alternative, solidarische Lebenskonzepte zu protestieren (4. 1., Ohlauer Straße/Paul-Linke-Ufer, 18 Uhr).
Wie der Wohnungsmarkt ist auch die Arbeitswelt, die Medienlandschaft und der Alltag von rassistischen Strukturen mal mehr, mal weniger stark durchdrungen. Wer keine Lust hat, auf der Arbeit, im Sportverein, am Essenstisch der Familie oder auf der Straße rassistischen oder xenophoben Sprüchen sprachlos gegenüberzustehen, kann am Samstag in die BAIZ zu einem von Aufstehen gegen Rassismus organisierten Argumentationstraining kommen. Hier werden gängige rechte Positionen im Alltag gemeinsam entlarvt. Weil die Teilnehmer*innenzahl limitiert ist, wird um Anmeldung gebeten: agr-p.berg@posteo.de (5. 1., Schönhauser Allee 26 a, 15 Uhr).
1919 hofften viele in der linksradikalen Bewegung trotz Ausrufung einer neuer Regierung unter Regie der SPD auf ein Politikkonzept basierend auf autonomen Räten. Doch ihr Protest gegen die neue Regierung wurde blutig niedergeschlagen. Am Samstagabend wird zum 100. Jahrestag an die Niederschlagung des sogenannten Januaraufstandes in Mitte mit authentischen Bildern und Texten an dieses Ereignis erinnert (5. 1., Pariser Platz, 17 Uhr).
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