Der
Ort
von
Erinnerung
beleuchtet
2015 flüchtete die kurdische Dichterin
Widad Nabi aus Syrien nach Berlin.
Interview auf den Seiten 46 und 47
Auf dem Weg zu deinem neuen Zuhause
gibt es eine lange Straße der Sehnsucht,
du wirst dort ewig entlanglaufen.
Berührst du das harte Metall
des Busses hier,
wächst dort eine Narzisse
auf dem Metallgriff deiner Haustür.
So bleiben die Häuser ihren
vertriebenen Besitzern treu.
Mitten im Schlaf
wachst du jede Nacht auf.
Der Wasserhahn tropft immer noch
in deiner alten Küche.
Das Leben wird nicht so schlimm,
es schenkt dir ein neues Haus.
Aber deine Seele bleibt ein Wolf,
der jede Nacht heult
auf der Stufe deines alten Hauses.
Auszug aus „Der Ort von Erinnerung beleuchtet“ von Widad Nabi