: Bremer sind statistisch häufiger krank
Metaller haben die meisten Krankentage, Lehrer und andere Staatsdiener die wenigsten. Wobei Bremen psychisch vergleichsweise stabil ist
Bremen taz ■ Im letzten Jahr erreichten die Krankenstände in Deutschland einen extremen Tiefstand: Bundesweit fehlten die Beschäftigten nur noch 13 Kalendertage. Die Bremer fielen einen Tag länger wegen Krankheit aus (14 Kalendertage). Im Bundesdurchschnitt sanken die Krankenstände von 13,5 Tagen 2003 auf 13 Tage in 2004, in Bremen ist gegenüber dem Vorjahr sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen (13,7 Tage in 2003 gegenüber 14 Tagen in 2004). Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen.
Schuld an dem Bremer Trend sind nicht die Lehrer und die Staatsdiener, im Gegenteil. Die Metallverarbeiter drücken das Ergebnis, denn sie fehlten krankheitsbedingt fast drei Tage länger als der Bundesdurchschnitt dieser Branche (16,5 Tage gegenüber 13,8 Tagen) und haben in Bremen mit 8.400 Beschäftigten statistisch ein großes Gewicht. Die Arbeitnehmer der Verkehrsbranche hatten in Bremen 17,2 Krankheitstage, der Bundesdurchschnitt liegt bei 16,1 Tagen.
Deutlich seltener krank als der Bundesdurchschnitt waren in Bremen die Pädagogen und Erzieher: Sie fehlten krankheitsbedingt 3,5 Tage weniger (8,4 Tage gegenüber 12 Tagen Bundesschnitt). Die Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung in Bremen fielen insgesamt drei Tage weniger aus als ihr Bundesdurchschnitt (12,7 Tage gegenüber 15,6).
Die meisten Krankheitstage verursachten Muskel- und Skeletterkrankungen (27 Prozent), gefolgt von Atemwegserkrankungen (16 Prozent) und Verletzungen (15 Prozent). Mit 8 Prozent der Krankheitstage stehen die psychischen Störungen bereits an vierter Stelle. Bei den Frauen nimmt diese Krankheitsursache mit 11 Prozent sogar den dritten Platz ein (Männer: 6 Prozent).
Bei den psychischen Erkrankungen liegen die Bremer etwas über dem Bundesdurchschnitt: bei den Männern um 7 Prozent und bei den Frauen um 13 Prozent. Insgesamt bewegen sich die Bremer in der Rangliste der psychisch stabilsten Bundesländer im Mittelfeld. Im Vergleich zu den Stadtstaaten Hamburg und Berlin sind sie aber deutlich weniger von psychischen Erkrankungen betroffen.
Im Vergleich der Berufsgruppen waren Helferinnen in der Krankenpflege am meisten auf Grund psychischer Erkrankungen krank geschrieben, fast genauso lang wie arbeitslose Frauen. Männer melden sich selten mit psychischen Diagnosen krank, um so mehr wegen Suchterkrankungen (alkoholbedingt). kawe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen