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Diesel sollen links fahren

Kiel will die drohenden Fahrverbote verhindern

Mit einem Linksfahrgebot für Dieselfahrzeuge will Kiel die Luft in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt verbessern und drohende Fahrverbote verhindern. „Wir müssen die Grenzwerte rasch einhalten und damit die Gesundheit der Anwohner schützen, gleichzeitig aber auch die Mobilität sichern“, begründete Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) am Dienstag seinen Plan.

Die Luft in Kiel ist seit Jahren hoch belastet, die sechs- bis achtspurige Stadtautobahn Theodor-Heuss-Ring ist nach Messungen des Umweltbundesamtes die viertgiftigste Straße Deutschlands. Der Grenzwert von 40 μg (Mikrogramm) Stickoxid pro Kubikmeter Luft wurde 2016 mit im Schnitt 65 μg deutlich überschritten.

Eine Luftverbesserung an der Hauptverkehrsachse soll nun in mehreren Schritten erreicht werden. Ab dem Frühjahr soll Tempo 50 statt bislang 70 km/h gelten. In einigen Abschnitten dürfen Dieselfahrzeuge – auch die neuesten mit der Euro-6-Norm – künftig nur noch ganz links auf der Überholspur fahren. Damit sind sie ein paar Meter weiter entfernt von Wohnungen und Messstationen.

Zudem sollen ebenfalls ab dem Frühjahr Lkw vom Schwedenkai mitten in der Stadt, wo die Fähren nach Göteborg ablegen, früher aus der City heraus, zum Theodor-Heuss-Ring und zur Autobahn 215 geführt werden. Allerdings führt diese Strecke durch Wohnviertel mit Gründerzeithäusern und Parks. Ab 2019 sollen zudem Geh- und Radwege am Theodor-Heuss-Ring „photokatalytische Plattenbeläge“ erhalten, die angeblich Luftschadstoffe binden sollen.

Von einem Fahrverbot wären allein 44.000 in Kiel zugelassene Dieselfahrzeuge betroffen. Eine gewichtige Rolle spielt aber auch der Dieselruß der Kreuzfahrtschiffe und der täglichen Skandinavien-Fähren. Kiel will nun versuchen, die Schadstoffbelastungen bis 2021 auf unter 40 Mikrogramm zu senken. Wegen jahrelanger zu hoher Belastungen haben Gerichte bereits mehrere deutsche Städte zu Fahrverboten verdonnert, als erste deutsche Großstadt hat Hamburg bereits zum 1. Juni zwei, wie sie es dort nennen, Durchfahrtsbeschränkungen eingeführt.

Entscheidend wird sein, wie der grüne Umweltminister Jan Philipp Albrecht die Idee findet. Seine erste Reaktion fiel eher verhalten aus: „Inwiefern die Maßnahmen geeignet sind, die Schadstoffbelastung kurzfristig ausreichend zu reduzieren, werden wir nun eingehend prüfen müssen.“ Begeisterung klingt deutlich anders. Albrecht muss nun die Kieler Vorschläge unter die Lupe nehmen und im nächsten Jahr in einen verbindlichen Luftreinhalteplan einarbeiten. Fahrverbote will auch er „mit allen Mitteln vermeiden“, allerdings könne er sie „als letztes Mittel nicht ausschließen“. Sven-Michael Veit

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