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Erinnerung an Max Matschke
„Liebestod“, taz vom 8. 11. 2008
Liebe taz-Redaktion, ich bin einer der Stifter des Stolpersteins für Max Matschke in der Friedrichstraße in Berlin-Kreuzberg. Und nachdem ich zufällig gelesen habe, welche Geschichte sich um diesen Stein inzwischen herausgebildet hat, will ich seine Vorgeschichte erzählen – und seine Gegenwart für mich und meinen damaligen Freundeskreis bis heute.
Ich war damals Referendar an einer Schule in Lichtenberg und dort habe ich von dem Projekt Stolpersteine gehört. Meine Schule hat zusammen mit der FHTW in Kooperation mit Licht-Blicke e. V. die Stolpersteine für die Familie Weissbrod und Herrn Bacharach gestiftet. Die Erarbeitung der Schicksale der Familie fand im Unterricht statt und die Einweihungsfeier haben die Schülerinnen und Schüler zusammen mit den Studentinnen und Studenten und auch die Lehrer sowie die damalige Bezirksbürgermeisterin gestaltet.
Das alles hat mich damals sehr berührt. Ich habe manche Texte und Fotos bis heute. Und weil ich wusste, dass auch schwule Männer Opfer des NS-Regimes wurden, habe ich mich entschieden, mich beim Stolperstein-Projekt in Berlin zu melden, um zu fragen, ob man einen Stolperstein für einen schwulen Mann stiften kann.
Offiziell bin ich zwar der Stifter, aber das Geld für diesen Stolperstein kam anders zusammen. Ich habe meinem damaligen Freundeskreis vorgeschlagen, dass ich für meine Geburtstagsparty im Jahr 2005 – es könnte auch 2006 gewesen sein – keine Geschenke haben möchte, sondern dass ich alle herzlich einlade und wir an dem Abend eine Spendenbox aufstellen, in die alle so viel Geld einwerfen, wie sie möchten, und dass wir dann – gemeinsam auf einer schwulen Geburtstagsfeier finanziert – mit dem Geld die Erinnerung an einen schwulen Mann, der Opfer der Nazis wurde, wieder lebendig werden lassen.
Die Party fand statt. In meinem damaligen Berliner Freundeskreis waren aber neben den Schwulen und Lesben natürlich auch Heteros. Das selbstverständliche Miteinander machte schon damals gerade den Charme aus. Das Geld kam zusammen!
Ich habe damals mit Frau Frankenstein von den Berliner Stolpersteinen korrespondiertund eine Kurzbiografie Max Matschkes und seines Freunds von Frau Frankenstein geschickt bekommen und meinen Freunden erzählt, wo der Stein liegt. Die Freunde sind hingegangen – auch die aus Süddeutschland, wenn sie in Berlin waren. Ich bin natürlich auch hingegangen. Das mache ich übrigens bis heute. Ich lebe nun schon seit 10 Jahren nicht mehr in Berlin. Das Land hat damals aus Spargründen nahezu keine Lehrer eingestellt. Meine Kollegen und ich mussten daher damals fast alle weggehen.
Zufälligerweise war ich am 8. November 2018 in Berlin. Als ich dann abends recherchiert habe, was eigentlich aus dem Stolperstein geworden ist, den wir damals mit der Geburtstagsparty gemeinsam finanziert haben, habe ich gesehen, dass dieser inzwischen sozusagen eine eigene Geschichte hat. Er ist nicht nur im Projekt Stolpersteine Berlin dokumentiert, sondern es finden sich verschiedene Fotos in verschiedenen Online-Datenbanken, die ihn abbilden. Er wird in einer Parlamentsdebatte der BVV Friedrichshain-Kreuzberg erwähnt, das Museum für Kommunikation hat eine Putzaktion des Steines gemacht und diese dokumentiert und dann habe ich – zufälligerweise exakt 10 Jahre nach dessen Erscheinen – auch Ihren Artikel gefunden und darin nochmals über das Schicksal von Max Matschke gelesen. Da ich weiß, dass auch meine Freunde von damals bis heute diesen Stolperstein immer wieder besuchen, dachte ich, es ist vielleicht für Sie interessant zu lesen, wie es damals dazu kam, diesen Stein zu stiften.
Die Steine finden Sie hier verzeichnet: www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/4534
www.licht-blicke.org/wp-content/uploads/2018/10/Alle_Stolpersteine_2018-10-18.pdf
Christian Könne, Mannheim
In die Sackgasse
Geheimnisvolle Orte
Bei einer Fahrt durch Alt-Treptow bin ich auf einen „geheimnisvollen Ort“ getroffen, der wunderbar in die gleichnamige Serie des RBB passt: ein Einbahnschild zusammen mit einem Sackgassenhinweis. Erwarten würde ich solch eine Beschilderung bestenfalls in der Toreinfahrt zu einem Schrottplatz. In Berlin gibt’s das aber im ganz „normalen“ Straßenbild. Was steckt dahinter? Reinfahren traue ich mich nicht, kommst ja nicht mehr raus! Fragen kannste keinen, kommt ja keiner raus! Bleiben nur Spekulationen, irgendeinen sinnvollen Grund muss es ja geben!
Eine bösartige Falle des saudischen Konsulats oder der vietnamesischen Botschaft ist es wohl nicht, die sind ja ganz woanders.
Vielleicht eine Falle arabischer Großfamilien auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen? Wer weiß!
Als gebeutelter Dieselfahrer kommt mir da eine böse Ahnung: dahinten steht eine Schrottpresse, der Verkehrsminister und der Aufsichtsratchef von VW sind schon ganz besoffen, weil sie sich bei jedem „gefangenen“ Diesel mit Champus zuprosten.
Oder?
„Positiv denken!“ Nichts von alledem! Es waren die Bauleute, die waren es satt, dass ihnen immer Baumaterial von der Baustelle geklaut wurde! Das geht jetzt nicht mehr. Ist ja verboten wieder rauszufahren! Dit is Berlin! Werner Rüdiger, Berlin
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