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Kommentar Konsum-IrrsinnWarum der „Black Friday“ weg sollte

Kommentar von Svenja Bergt

Der Shopping-Rabatttag Black Friday bedeutet mehr Ressourcenverbrauch, mehr Müll, mehr Transport. Zeit für mehr Weniger.

Die alte Kaffeemaschine funktioniert doch noch Foto: imago/Dlux Images

W as hat der Black Friday gemeinsam mit blauen und rosafarbenen Spielzeugen? Genau, es sind beides Erfindungen von Handel und Industrie; kreiert, um die Umsätze anzukurbeln.

Jetzt könnte man sich zurücklehnen und sagen: Na gut, dann kaufen eben haufenweise Leute Produkte, die längst nicht so rabattiert sind, wie sie angepriesen werden, weil die Händler natürlich möglichst hohe Ausgangspreise nehmen, um von denen schöne runde Rabatte abziehen zu können – und die Kunden es im Eifer des Kaufens offensichtlich nicht mehr schaffen, eine Preissuchmaschine zu bedienen. Das Problem ist: Was die Kunden da kaufen, ist in weiten Bereichen zusätzlicher Konsum. Die neue Kaffeemaschine, obwohl es die alte noch tut, aber diese hier ist doch so schön günstig. Und das nur heute, da muss man doch zuschlagen. Mehr Konsum heißt mehr Ressourcen, die verbraucht werden, mehr Müll, der entsteht, mehr Wege, die für den Transport der Waren zurückgelegt werden. Alles maximal fies in Sachen Nachhaltigkeit.

Da wird es nicht viel besser, wenn nun eine Drogeriekette kommt und ankündigt, am Freitag einen festen Prozentsatz des Tagesumsatzes zu spenden. Das ist zwar super für die, die am Ende von den Spenden profitieren. Löst aber das Problem des Überkonsums nicht. Zumal Drogeriewaren – Plastikverpackungen, Mikroplastik, Einmalprodukte – nicht regalmeterweise auf Ökologie getrimmt sind.

Und nein, auch die Konkurrenzveranstaltung Buy Nothing Day, quasi der Abstinenztag für alle, die ganz guten Gewissens unterwegs sein wollen, reißt es nicht raus. Denn er ist viel zu wenig: Einen Tag im Jahr ausnahmsweise mal nichts kaufen? Ernsthaft? Und an den restlichen 364 Tagen? Mindestens die Brötchen beim Bäcker am Sonntagmorgen?

Also bitte: weniger Ausnahmetage, mehr Weniger im Alltag. Was ist brauchen, was nur wollen? Was lässt sich gebraucht kaufen, tauschen, verschenken, leihen? Es muss ja nicht die Kaffeemaschine sein. Denn die alte – die funktioniert ja noch.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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14 Kommentare

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  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Na ja - Brot & Spiele geht eben immer und in jeder Lebenslage. Wir netten Menschen sind eben belohnungsorientierte Gewinnmaximierer ab Geburt. Das ist unsere Überlebensgarantie und -strategie bis heute. Unverändert. Alles Essen jetzt ist eben besser als gar kein Essen morgen. Da hilft Werbung viel und Verstand wenig. Und meckern wegen Rabattbeschieß, noch mehr Müll, Ressourcenvergeudung, etc. besiegt seit Jahrzehnten nicht das erhabene Glücksgefühl, es passent „geschafft“ zu haben. Zeig jeder Gang durch Kaufhäuser oder surfen im Internet. Leider!

  • Genau. Stell Dir vor, es ist Konsumwahn, und keiner geht hin.

  • Und was ist mit Werbung. Wann wird diese Manipulationsmaschine, erfunden um den Konsum zu puschen, abgeschafft. Oder in der taz ein richtig " vom Leder gezogener" Artikel präsentiert? Ich warte.

  • Dass das überhaupt mittlerweile in D-land angekommen ist, so wie Halloween, ist der eigentliche Irrsinn. Es ist ja eine amerikanische Sache, am Freitag nach Thanksgiving einkaufswüten zu gehen. Da zelten die Leute vor Geschäften und trampeln sich dann gegenseitig tot, wenn endlich die Tür geöffnet wird. Kapitalismus vom Feinsten.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Kosumkritik in der Hitparade:

    www.youtube.com/watch?v=ouAdmuz86PI

    Wir heißen alle Meier



    Und Papa ist sehr gescheit:



    Für kuschelweiche Unterhosen geht er meilenweit



    So ein Trikot das macht ihn froh



    Und ist sein ganzes Glück



    Denn es bringt verbrauchte



    Energie sofort zurück

    Mama macht den Knotentest



    Und sie ist gar nicht dumm



    Denn sie tauscht gern ein Paket gegen zweie um



    Mit der Frischkraft der Zitrone



    Bekämpft sie jeden Mief -



    Ja unsre Mama Meier ist



    Biologisch sehr aktiv

    Wir sind die Meiers



    Aufgeschlossen und modern



    Und was gut und teuer



    Wir kaufen alles gern

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Black was?



    Ich jedenfalls habe heute außerhalb einer Mahlzeit noch nichts gekauft. Und von irgendwas muss der Mensch auch am schwärzesten Freitag leben.

  • Hab mich gleich inspirieren lassen und bei allen Werbelinks rund um den Artikel eingekauft. Waren nur 6.

  • Bis gestern wusste ich noch gar nicht, dass es diesen Black Friday gibt. Seit heute morgen vom ZDF-Morgenmagazin über diverse Medien bis hin jetzt sogar hier zu TAZ werde ich mit der Nase darauf gestoßen.Das ist doch alles super Werbung für diesen Tag. Man sollte ihn publizistisch lieber ingorieren.

  • Völlig richtig. Allerdings sollte man dann auch das (zumindest weltliche) Weihnachtsfest abschaffen, aus den gleichen Gründen.

    • @arunto:

      Wie soll man das denn "abschaffen"? Das ist doch gar nicht körperschaftlich institutionalisiert. In obigem Kommentarartikel geht es auch nicht darum, irgendetwas "abzuschaffen". Es geht darum, sich diskursiv und individuell diesen Trends zu verweigern. Und das machen auch schon viele Leute mit dem kommerzialisierten Weihnachten. Freilich viel zu wenige...

      • @user21617:

        Und was ist, wenn der Mensch für ein Verweigern nicht so recht gebaut ist. Kommt das in ihrem Denkschema nicht vor? Was meinen sie denn, warum es die Manipulationsmaschine Werbung gibt. Schon mal was von Beeinflussung gehört. Von dem alten Sprichwort, dass der Geist willig, doch das Fleisch schwach ist. Denn Spruch gab es wahrscheinlich schon in Zeiten ohne Werbung. Da sollten sie mal drüber nachdenken. Machen sie es sich bitte nicht so einfach. Ohne Beschränkungen wird es nicht gehen.

  • Das eigentliche Problem ist doch eher, dass die Menschen ihren Alltagsproblemen und stupiden Arbeitsleben mit Einkäufen und Rabattjagden entkommen wollen. Der eigentliche Sinn am Leben, der nicht bei den meisten Menschen nicht betimmbar ist, wird damit besänftigt, dass der Glücksmoment des Kaufens dieses negative Rauschen überdeckt. Eigentlich ist es ein wahrlich trauriger Tag, die Menschen, die sich darauf einlassen, tun mir wahrlich leid, aber so ist unsere Gesellschaft leider gestrickt.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Montagsdepression:

      Mitleid mit Homo demens-consumens?



      Fällt mir nicht im Traum ein.

    • @Montagsdepression:

      Eine kurze Ergänzung: Damit will ich nicht sagen, dass ich eine Ahnung habe, was der Sinn des Lebens ist. Diese Beobachtung gilt auch für mich, der eher in einer Sphäre schwebt, die nicht bestimmbar ist und wahrscheinlich genau so weit entfernt davon ist.