HAMBURGER SZENE VON KAI VON APPEN: Im Gefahrengebiet
Es ist Zufall, dass ich mittags bei dem Schwerpunkteinsatz der Polizei im „Gefahrengebiet St. Georg“ vorbeikomme. Polizisten nehmen vor dem Hauptbahnhof das sogenannte „Pennermilieu“ ins Visier.
Personalien werden überprüft. Den Männern wird mit kleinen Taschenlampen in die Jackentaschen geleuchtet. Als ich dies mit dem I-Pad festhalte, kommt ein Beamter auf mich zu. „Fotografieren ist verboten“, sagt er. „Das sehe ich anders“, erkläre ich ihm und zücke meinen Presseausweis. „Den kann ja jeder haben“, sagt er.
Ich biete ihm an, über mein Handy den Polizeipressesprecher anzurufen, mit dem ich Minuten zuvor über die Herausgabe eines Bekennerschreibens gesprochen habe. „Der Mann interessiert mich nicht.“ sagt er. Dann verlangt er meinen Personalausweis und droht mit Ingewahrsamnahme. „Weswegen?“, frage ich. „Videografieren ist ein Verstoß gegen das Strafgesetzbuch“, sagt er. Ich frage ihn nach seinen Personalien, die verweigert er.
Ich spreche seine Kollegin an, ob sie das in Ordnung findet. „Sie sagen doch selbst, dass ist hier ein Gefahrengebiet, daher sind solche Maßnahmen rechtmäßig“, erwidert sie. Der Polizist wird jedoch nachdenklich. Und bricht den Einsatz ab.
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