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Erstligareife fehlt noch

Nach dem siebten Remis ist der 1. FC Union zwar nach zehn Spielen ungeschlagen und belegt Tabellenplatz drei – der Aufstieg ist aber noch nicht gesichert

Diese Saison lief für Felix Kroos bisher nicht so doll: Auch am Sonntag gegen Dynamo Dresden (0:0) konnte er nicht glänzen Foto: O.Behrendt/imago

Von Gunnar Leue

Der Unterhaltungsfaktor war und ist für die Fans des 1. FC Union seit je ein wichtiger Bestandteil der Vereinsliebe. Das hatte oft wenig mit dem Geschehen auf dem Platz zu tun, viel dagegen mit Jubel, Trubel und Heiterkeit ringsum. Insofern überrascht es erst mal nicht, dass es neulich einen besonderen Fußballkulturtermin in Randköpenick gab. Im Friedrichshagener Union-Kino, das im Übrigen nicht zum Unterhaltungsimperium des Klubs gehört, wurde eine Fußballdokumentation welturaufgeführt.

Ein Film über Mario Götze, den einstigen Siegtorschützen des gewonnenen WM-Finals 2014, inzwischen ein gefallener Held. Götze ist Spieler von Borussia Dortmund, dem nächsten Gegner der Eisernen am Mittwoch im DFB-Pokal. Das könnte theoretisch eine Erklärung sein, warum der Film im Kernland der Eisernen Premiere hatte, allerdings gab es sie zeitgleich ja auch in Dortmund und in Köln. Eine andere Erklärung kann sein, dass als Ehrengast Felix Kroos geladen war, der Mitfeldspieler des Köpenicker Klubs.

Kroos ist – obwohl Mecklenburger – abseits des Fußballplatzes ein gewisses Unterhaltungstalent. Gern verknüpft er Understatement mit hintergründigem Humor. Nach dem WM-Vorrundenspiel der DFB-Auswahl gegen Schweden, bei dem sein Bruder Toni Kroos mit einem Fehlpass ein Gegentor einleitete und andererseits ein tolles Last-Minute-Siegtor schoss, twitterte er als Glückwunsch an den Älteren: „Stark! Ein Tor gemacht, eins vorbereitet!“. Damit wurde er von der Deutschen Akademie für Fußballkultur in Nürnberg für den Spruch des Jahres nominiert.

Ein schöner Erfolg, der ihm umso mehr zu gönnen war, als Felix Kroos mit seiner Kreativität auf dem Fußballplatz in letzter Zeit nicht ganz so viel Beifall auslöste. Dort lief es in dieser Saison für ihn bisher nicht so doll. Mehrfach schaffte er es nicht mal in die Startelf, was weder seinem Potenzial entspricht noch den Erwartungen von Trainer und seinen Fans. In dem Punkt gibt es durchaus Parallelen zwischen Mario Götze und Felix Kroos.

Bei der Heimpartie am Sonntag gegen Dynamo Dresden (0:0) stand er mal wieder von Anfang an auf dem Feld, und das sogar bis zum Schluss. Das war nicht unbedingt Ausweis einer besonders tollen Leistung, trotzdem sich Kroos damit ziemlich gut ins Mannschaftsspiel integriert, denn auch alle seine Mitspieler lieferten keine tolle Leistung ab.

Tabellenplatz drei ist kein Grund zum Jammern, aber auch nicht zum Jubeln

Am Rahmen hat es nicht gelegen: ausverkaufte Bude, Ostderby-Feeling, „Scheiß Dynamo“-,,Scheiß Union“-Chant-Pingpong auf den Rängen – aber eben auch Scheiß-Spiel von beiden Mannschaften auf dem Rasen. Dresden hatte offenbar wenig Lust, selber das Spiel zu machen und die so umso mehr geforderten Berliner hatten keine Mittel, die Sache in Eigenregie zu übernehmen. Keine Durchschlagskraft, kaum Druck, obwohl man schon nach einer halben Stunde in Überzahl war, nachdem der Dresdner Jannis Nikolaou gelb-rot gesehen hatte.

Trainer Urs Fischer zeigte sich denn auch extrem enttäuscht über die Art und Weise des Auftretens. Die Mannschaft hätte mehr Angst (vorm Tor kassieren) als Mut (zum Tor erzielen) gezeigt. Am Ende hatte sein Team zwar noch zweimal Pech durch Pfostenschüsse, aber das Gefühl, total unverdient nicht gewonnen zu haben, machte sich bei den Unionfans nicht breit. Nach dem siebten Remis ist Union nun nach zehn Spielen ungeschlagen und belegt Tabellenplatz drei.

Das ist kein Grund zum Jammern, aber auch nicht zum Jubeln, weil von Köpenicker Erstligareife nichts zu spüren. Außer im Bereich Unterhaltung, denn gerade erst hat Sebastian Polter das „Sportschau“-Tor des Monats erzielt. Felix Kroos konnte seinen erhofften „ersten Titel“ übrigens nicht gewinnen. Na ja, muss er sich doch aufs Sportliche konzentrieren.

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