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Return of the Mofarocker

Der Sauerländer Outlaw Friedrich Merz is back

Foto: Rockerfoto: reuters

Darauf hat die Welt gewartet! Friedrich Merz ist back! Der berühmteste Mofarocker des Sauerlands! Wie gestern bekannt wurde, will Merz für den Parteivorsitz der CDU kandidieren, nachdem Angela Merkel im Dezember nicht mehr zur Wahl für das Amt antreten will. Der CDU-Politiker Merz galt schon zu Hochzeiten seiner Parteikarriere als Gegner der Kanzlerin, die ihn jedoch wie all ihre Rivalen mit sanftem Ach und sachtem Krach aus seinen Parteistellungen herausdrängte.

Merz gegen Merkel war in der CDU jahrelang der größte Kampf, den die Welt seit Schmeling gegen Louis gesehen hatte. Um sich für diese Auseinandersetzung zu wappnen, hatte der blasse Sauerländer Merz eines schönen Tages beschlossen, eine Vergangenheit zu haben. Damals kamen gerade die Putztruppen-Geschichten über den grünen Außenminister Joschka Fischer heraus, der in seiner wilden Zeit auf Frankfurter Straßen sein Unwesen trieb und bei Demonstrationen Polizisten verprügelte. Da wollte jeder Politiker plötzlich eine abenteuerliche Streetability – auch Friedrich Merz.

Er sei kein braver Jugendlicher gewesen, sondern mit seinem frisierten Mofa durch das Sauerland geheizt, erzählte Merz allen, die es nicht wissen wollten, um wenigstens etwas Farbstoff in das Bild einer grauen sauerländischen Provinzmaus hineinzublasen. Das Mofa als Kar­rie­re­schleuder – das war neu in der Politik, und der Möchtegern­rebell Merz scheiterte schließlich nicht nur an seiner Gegnerin, sondern auch an der eigenen Erzählung.

Da aber alles mit allem im Leben zusammenhängt, kann es kein Zufall sein, dass letzte Woche der Film „25km/h“ Premiere hatte. In dem Road-Movie spielen Lars Eidinger und Bjarne Mädel zwei älter gewordene Brüder, die sich einen Jugendtraum verwirklichen und mit ihren betagten Mofas auf eine Abenteuerreise gehen. So wie heute Friedrich Merz, der offenbar am Wochenende in Iserlohn im Kino war und tränenüberströmt den Film angesehen hat, um danach einen knallharten Entschluss zu fassen: Ja! Mit dem Mofa fängt jede Reise an! Auch die Fahrt ins Kanzleramt!

Und wer genau hinsieht, wird an der Antenne seiner Dienstlimousine den im Wind flattendern Fuchsschwanz aus der knatternden Mofazeit wiederentdecken, den der gewiefte Halbstarke Friedrich Merz stets aufbewahrt hat, um eines Tages damit ins Kanzleramt einzureiten. Getreu seinem kernigen Wahlspruch: „Stellt die Merkel an die Wand, Deutschland ist ein Mofaland.“

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