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Wir sind Chef!

Gerechteres Wirtschaften durch eine bessere Unternehmensführung

Soziale Dreigliederung

Steiner sah die Grundstruktur der Gesellschaft als Dreigliederung des sozialen Organismus, analog zum menschlichen: Wirtschaftsleben (Nerven und Sinne), Rechtsleben (Rhythmisches System) und Geistesleben (Stoffwechsel). Für die drei Bereiche gelten die Prinzipien Brüderlichkeit (Wirtschaft), Gleichheit (Rechtssystem) und Freiheit (Geistesleben).

Der Ruf nach einer stärkeren Ausrichtung der Wirtschaft auf ökonomische und soziale Aspekte wird immer lauter. Oft sind es kleine Unternehmen, die neue Wege beschreiten. „Das großindustrielle Denken und Handeln ist auf das Kapital konzentriert – die Beteiligungsformen, meist über Aktionäre, lassen eine radikale Neuordnung nicht zu“, erklärt Udo Herrmannstorfer, Unternehmensberater und Leiter des Instituts für zeitgemäße Wirtschafts- und Sozialgestaltung in Dornach (Schweiz). Viele der experimentierfreudigen Unternehmen haben anthroposophische Wurzeln. Die „soziale Dreigliederung“ nach Rudolf Steiner trägt den Gedanken der gerechten Marktwirtschaft in sich.

Erster Ansatz für gerechtes Wirtschaften ist die Unternehmensführung: Oben der Chef, darunter die Angestellten – diese starre Top-down-Aufteilung widerspricht dem ganzheitlichen Ansatz und erstickt Gerechtigkeit quasi im Keim. Dennoch muss auch ein kleines Unternehmen seine Handlungsfähigkeit und Effizienz sicherstellen. Eine Alternative ist die Soziokratie, gern als „gemeinsame Herrschaft“ bezeichnet. Dieses Modell geht von der Gleichwertigkeit aller Beteiligten aus: Eine Entscheidung wird nur dann getroffen, wenn keiner der Anwesenden einen schwerwiegend begründeten Einwand hat. Ähnlich funktioniert die Holokratie. Bei beiden Modellen gibt es keine Führungskräfte, sondern „Kreise“, in denen die Mitarbeitenden gemeinsam an einem Schwerpunkt arbeiten. Wichtig ist der stetige Austausch zwischen den Kreisen.

Zur gerechten Mitarbeiterführung gehört auch ein gerechtes Finanzierungsmodell. Die Mitarbeitenden sollen ihre Arbeitskraft nicht für den Eigentümer, sondern für die Sache einsetzen. Was nutzt aller Idealismus, wenn das Unternehmen Privatvermögen oder Spekula­tions­objekt ist und als solches jederzeit verkauft werden kann? Abseits des reinen Gewinnstrebens wollen hier immer mehr Unternehmen Verantwortung übernehmen und setzen auf das Verantwortungs-Eigentums-Modell. Dabei „gehört“ das Unternehmen „sich selbst“: Eigentümer kann sein, wer aktiv im Unternehmen mitarbeitet, Gewinne werden ausschließlich in das Unternehmen gesteckt und können nicht privatisiert werden. Juristisch steht dahinter eine Treuhand oder eine Stiftung. Eine ganz neue Idee? Mitnichten, wie Herrmannstorfer erklärt: „Im Grunde baut der Trend auf die Genossenschaftsbewegung des 19. Jahrhunderts auf.“ Cordula Rode

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