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Höchstleistungen mit Behinderung

Beim zweite Paralympic Day in Bonn trifft am Wochenende die Weltelite des Behindertensports aufeinander. Leichtathletik, Tischtennis und Rollstuhlbasketball stehen im Mittelpunkt. Sportler und Publikum bleiben im Dialog

BONN taz ■ „Denke nicht an das, was Du warst, sondern an das, was Du bist und zu sein Dich sehnst.“ Dieser Satz begleitet Wojtek Czyz auf seinem Lebensweg. Er präsentiert ihn auf seiner Internetseite. Der 25-Jährige hat nur noch ein Bein, und er gehört zu den erfolgreichsten Behindertensportlern der Welt. Niemals aufgeben ist sein Motto, immer weiter machen. Egal, ob über 100 oder 200 Meter oder im Weitsprung: Der Student aus Kaiserslautern überzeugt mit Ehrgeiz und Leidenschaft in seinen Disziplinen in der Wettkampfklasse T42/F42 (Oberschenkelamputation), gewann bei den Paralympics in Athen im vergangenen Jahr drei Mal Gold.

Beim zweiten „International Paralympic Day 2005 (IPD)“ sprang der „Behindertensportler des Jahres 2004“ gegen Weltrekordhalter Marlon Shirley aus den USA (T44 – Unterschenkelamputation), den Leverkusener Heinrich Popow, Anton Skachkov (Ukraine/2 x Gold in Athen) und Xavier Le Draoullec (Frankreich/5. Platz in Athen) beim Weitsprungwettkampf auf dem Bonner Marktplatz.

„Weltklasse in Bonn“ war das Motto dieses Tages. Das Internationale Paralympische Komitee organisiert den Tag im Zusammenhang mit der UN Initiative „International Year of Sport and Physical Education“. Paralympische Medaillengewinner, Weltrekordler und Europameister waren eingeladen. Besucher hatten die Möglichkeit, zuzuschauen oder aktiv an verschiedenen Sportarten und Disziplinen des paralympischen Programms wie Weitsprung, Tischtennis, Rollstuhlbasketball und Rollstuhlfechten teilzunehmen. Außerdem gab es einen Rollstuhlparcours, Mini-Paralympics für Kinder und einen Blindenparcours der Christoffel-Blindenmission.

Der aktuelle Rollstuhl-Basketball-Champions-Cup-Sieger RSV Lahn Dill mit dem Ausnahmespieler Patrick Andersson spielte gegen den ASV Bonn. Tischtennis-Ass Holger Nikelis aus Köln, der seit 2003 in seiner Klasse Weltranglistenerster ist und die Goldmedaille im Einzel in Athen gewann, saß gegen Europameister Selcuk Cetin an der Platte. Beide Athleten peitschten den Ball übers Netz. „Wie beherrscht man gleichzeitig Schläger und Rollstuhl?“, fragt der Moderator. „Erst einmal muss der Spieler versuchen, die Schlagtechniken zu erlernen, dann kommt der Rollstuhl dazu“, erklärt Holger Nikelis. „Sind die Schlagtechniken ähnlich denen der Spieler ohne körperliche Behinderung?“ Nikelis: „Das ist immer abhängig von den körperlichen Voraussetzungen eines Spielers.“

Viele Menschen nutzten beim „International Paralympic Day“ die Chance, paralympischen Spitzensport live zu erleben und Kontakt zu den Sportlern aufzubauen. Es wurde deutlich, wie Sport Menschen verbinden kann und welche besonderen Herausforderungen aber auch Chancen er für Menschen mit einer Behinderung darstellt. IPC Präsident Philip Craven, der gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) und Göttrik Wewer, Staatssekretär des Bundesministeriums des Inneren, den Tag eröffnete, sagte: „Ich glaube, dass das diesjährige Ereignis die Bonner Zuschauer wieder mit erstklassigem paralympischen Sport begeistern wird.“ Für diejenigen, die letztes Jahr nicht nach Athen gekommen seien, sei dies die Chance, einige der weltbesten Sportler in Aktion zu sehen. „Ich empfehle jedem, einfach mal auszuprobieren, was es heißt, z.B. RollstuhlbasketbalI zu spielen.“

Heinrich Popow, mehrfacher Bronzemedaillengewinner von Athen (100, 200 Meter und Weitsprung), freute sich „auf die Gelegenheit, meinen Mitmenschen zeigen zu können, wie attraktiv paralympischer Sport sein kann.“ Außerdem gibt der IPD 2005 die Chance, Menschen mit einer Behinderung zu mobilisieren, motivieren und Ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen.

VERENA WEIßE

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