Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um:
Unlängst bekannte der Rapper Kanye West, er fühle sich mit der roten Trump-Wahlkampf-Mütze „wie Superman“. Netter Versuch. Doch der „MAGA-Hat“ steht für nichts anderes als reaktionäre Politik und eine vielfach gespaltene Gesellschaft. Die coolen Superman-Figuren befinden sich woanders, zum Beispiel in den Bildern der amerikanischen Malerin Katherine Bradford, die gerade in der Philipp Haverkampf Galerie in Charlottenburg zu sehen sind. Es sind sehr entspannt wirkende, androgyne Gestalten, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, während sie durch den sternenbehangenen Nachthimmel gleiten. Das andere große Thema Bradfords sind Schwimmer*innen und die sozialen Gruppierungen, die sich rings um das Wasser bilden. Form und Inhalt finden so in glücklicher Weise zusammen, denn Bradfords lässige figurative Malerei beschränkt sich auf das Wesentliche – was zuweilen fast schon wieder abstrakt wirkt (bis 17. 11., Mi.–Fr. 11–18, Sa. 11–16 Uhr, Mommsenstr. 67).
Um den Kern der Sache geht es auch in den Bildern von Ute Mahler und Werner Mahler. Beide studierten einst an der renommierten Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, bevor sie in den Siebzigern begannen, als freie Fotografen in der DDR zu arbeiten – unter anderem für die legendäre Modezeitschrift Sibylle. Kurz nach der Wende gehörten sie zu den Mitbegründern der berühmten Ostkreuz-Fotoagentur. Erst relativ spät jedoch fingen die beiden damit an, gemeinsam zu fotografieren: Zwischen 2009 und 2011 entstand die viel beachtete Porträt-Serie „Monalisen der Vorstädte“. Mit dieser Serie eröffnet auch die schöne Überblicksausstellung mit Mahler-Fotografien aus vier Jahrzehnten in der Galerie Springer (bis 5. 1., Di.–Fr. 12–18, Sa. 12–15 Uhr, Fasanenstr. 13).
Anders überraschend ist die Ausstellung mit Gemälden des Berliner Künstlers Albrecht Schäfer in der Galerie Klaus Gerrit Friese. An Schäfers beeindruckende raumspezifische Installation mit mehreren hundert gebogenen Dachlatten in den Berliner Kunstwerken vor ein paar Jahren kann ich mich noch lebhaft erinnern. Räume bezwingt Schäfer immer noch, doch die konzeptuellen Mittel, die dabei zum Einsatz kommen, haben sich offensichtlich radikal gewandelt. Seit 2014 beschäftigt sich der Künstler malend mit seinem Atelier. Das heißt: Er baut es zunächst als Modell nach, um es anschließend in Öl auf Holz oder Leinwand zu bringen. Das Ergebnis sind Ansichten von kargen Räumen, deren Braun- und Grauwerte wie eine Hommage an Giorgio Morandi wirken (bis 3. 11., Mo.–Sa. 11–18 Uhr, Meierottostr. 1).
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