piwik no script img

abgegossenUnter falscher Flagge

Dass sie die Schanze erst seit dem Juli vergangenen Jahres zur Kenntnis nähmen, das wäre natürlich eine boshafte Aussage. Völlig haltlos. Nein, Hamburgs Liberale – zumindest jene, die sich in jahrzehntelang gelb und inzwischen, tja, magenta? gefärbte Parteiwolle hüllen, die FDP also – haben ihr Herz fürs Ausgehviertel nicht erst zum G20-Gipfel und all seinen, nun, Verästelungen entdeckt – dafür gibt es zwischen Altonaer Straße und neuem Pferdemarkt wohl schon zu lange zu viele vertretungsbedürftige Gewerbetreibende (und vergessen wir nicht all die neuen Immobilieneigner).

Umso bemerkenswerter, dass Bürgerschafts- und Bezirksfraktion nun doch den letztjährigen Glasbruch bemühen, nämlich seit ein paar Tagen in ihrem Bewerben eines Termins vor Ort am kommenden Dienstagabend: „Lebenswelt Schanze“, steht auf den Plakaten, und: „Zwischen Glück und Scherben?“

Dass das Viertel mehr sei „als Rote Flora“ – so verkündet man es flankierend online –, ist natürlich grammatikalisch grenzwertig, aber vor allem inhaltlich bemüht. Denn: Behauptet wirklich irgendwer, die Schanze sei identisch mit dem angeblich für alle Übel dieser Welt verantwortlich zu machenden autonomen Zentrum am Schulterblatt – mal abgesehen vielleicht von den verbliebenen paar Springer-Blättern und, so ist anzunehmen, den Angstmachern von der AfD?

Angekündigt zum Gespräch vor Zuschauenden haben sich am Dienstag, 19.30 Uhr, nun Carl Jarchow, MdHB, und Katarina Blume, Vorsitzende der FDP-Fraktion Altona. Und so interessant es sein könnte, was da gesagt wird, etwa zum – von interessierter Seite ja gehörig aufgebauschten – Drogenhandelsproblem im Möven-, Pardon, Schanzenpark, müssen wir zunächst doch eine Warnung aussprechen: Liebe FDP, du alte Rechtspflegerpartei: „Salon im Haus 73“ – denn auch das haben wir auf dem üppig in die Landschaft gehängten Plakat gelesen: Dieses Format gehört der taz.

Alexander Diehl

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen