brief des tages:
Die Entarisierung wurde in der BRD verpasst
„Absurdes Theater“, taz vom 19. 9. 18
Warum sind „wir“ eigentlich immer so überrascht, wenn im politischen Korporatismus Entscheidungen wie die jetzt zu Hans-Georg Maaßen fallen? Angesichts von Gesellschaftsgeschichte und politischer Kultur der BRD sollten wir doch wissen, dass seit „Gründung“ kontinuierlich Nazigrößen und Nazijuristen auf Bundes- wie Länderebene immer zur „politischen Klasse“ und deren administrativer Unterlegung gehört haben: von Globke, Oberländer, Strauß bis zu Kiesinger und Filbinger, um nur einige zu nennen.
Das ist mit 1968 und Gustav Heinemann als Bundespräsident eine kurze Zeit anders gewesen, aber – da politische Kultur ein umkämpftes Terrain darstellt – die Möglichkeiten einer Zivilisierung, Entarisierung (Adorno) und Demokratisierung sind relativ schnell wieder vergangen oder vergeben worden. Von daher passt es nur zu gut, dass mit Herrn Maaßen ein dem Nazi-„Geist“ nahestehender Jurist – angesichts seiner früheren und heutigen Positionierungen muss man ihn so nennen – im Ministerium Seehofers, eines „Nazi“-Freundes, denn das ist Herr Orbán mit seiner Clique, zum Staatssekretär gemacht wird. Heinz Sünker, Wuppertal
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