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Ein Plädoyer für Verlangsamung

Regine Barunke aus Köln wird Nachfolgerin von Janneke de Vries als Direktorin der Gesellschaft für Aktuelle Kunst und besetzt damit eine Stelle, die in der deutschen Kulturszene „respekteinflößend“ ist

Foto: Hartwig Schwarz/GAK

Von Jan Zier

Die Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Bremen (GAK) hat eine neue Direktorin. Regina Barunke folgt zum 1. Januar 2019 Janneke de Vries, die nach zehn Jahren als GAK-Chefin nun die Leitung des benachbarten Museums Weserburg übernimmt.

Barunke, die 1974 geboren ist und Kunstgeschichte sowie Englische Philologie in Köln und London studiert hat, ist seit 2012 künstlerische Leiterin, Kuratorin und Geschäftsführerin der Temporary Gallery – Zentrum für zeitgenössische Kunst in Köln. Sie wurde dort auch schon von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine mit einem Preis ausgezeichnet. Barunkes erste GAK-Ausstellung „Seelen malt man nicht“ wird erst im kommenden März eröffnet. Sie dreht sich um den französischen Maler Paul Cézanne, die in den Dreißigerjahren geborenen Filmemacher Jean-Marie Straub und Danièle Huillet und die Frage: Was ist Kunst? Sie wolle KünstlerInnen nach Bremen holen, „die herausragend sind, die aber nicht jeder kennt“, sagte Barunke bei ihrer Vorstellung am Dienstag. Das verbindet sie sicherlich auch mit Janneke de Vries. Und schon an „Seelen malt man nicht“ sollen eine ganze Reihe solcher Leute beteiligt sein.

Er sei „geschmeichelt“ von der Qualität der rund 40 Bewerbungen auf die Stelle, sagte David Bartusch, Vorstandsvorsitzender der GAK. Etwa 35 davon entlockten ihm ein „Wow!“, so Bartusch, aber nur eine einzige kam aus Bremen. Bartusch sprach von einer „respekteinflößenden Stelle“, die zu besetzen war, fünf BewerberInnen kamen in die engere Wahl. Barunke habe durch Leidenschaft, Detailkenntnis und ihre Verbundenheit mit der GAK überzeugen können, so Bartusch.

Barunke plant vier Ausstellungen im kommenden Jahr – sie wolle eher weniger, dafür länger recherchierte Ausstellungen mit einem großen Rahmenprogramm machen, sagte sie. Sie versteht das als ein Plädoyer für „Verlangsamung“; sie wolle nicht „im Akkord“ Ausstellungen produzieren, so Barunke. Zudem sieht sie einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf der Vermittlung zeitgenössischer Kunst und der Anbindung an die Stadt und die örtliche Szene. Die allerdings müsse sie erst noch näher erkunden, gab sie zu. Es gehe ihr bei ihren Ausstellungen um künstlerische Arbeiten, die „von sich aus etwas erzählen“, aber auch darum, dass die Menschen „an die Arbeiten herangeführt werden“, sagt Barunke: Die Aufgabe der Kunst sei es, „Denkanstöße“ zu geben. „Wenn das geschafft ist, ist das schon sehr viel.“

Dass sie nun aus der Kunst-Metropole Köln eher an die Peripherie wechselt, habe für sie „keine Rolle“ gespielt, so Barunke – ganz im Gegenteil: „Ich sehe das nicht so.“ Auch wenn sie das schon in Köln manches Mal gefragt worden sei.

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