Aachener Friedenspreis für Peng-Kollektiv: Der letzte Preis für die falsche CDU
Das Peng-Kollektiv gab sich als CDU-Verband aus und forderte das Ende von Waffentransporten. Dafür gibt es jetzt symbolischen Preis.
Sie alle fielen darauf rein: Die New York Times, Fox News und Radio Vatikan. Ein kleiner CDU-Ortsverband forderte vor etwa einem Jahr in einem Video Angela Merkel auf, Waffentransporte zu stoppen. Die Medien berichteten darüber. Doch dieser CDU-Ortsverband existierte gar nicht.
Nur das Peng-Kollektiv, ein Zusammenschluss unter anderem von Künstlern und Wissenschaftlern. Sie imitierten in dem Video die CDU. Für diese und andere Aktionen wurden sie am Samstag mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Der Preis ehrt Bürgerinitiativen, die sich für den Frieden einsetzen.
Für das Peng-Kollektiv seien die 2.000 Euro „eher ein symbolisches Preisgeld“, erklärte Jean, einer der Initiatoren der Aktion: „Aber uns hilft es wahnsinnig viel, erneut zu wissen, dass die breite Öffentlichkeit unsere Aktion unterstützt.“ Denn der Aachener Friedenspreis untersteht keiner Ideologie.
Er wird von etwa 50 kirchlichen, politischen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen, sowie cirka 350 Einzelpersonen getragen. Er zeichnet besonders Bürgerbewegungen „von unten“ aus. So gewann auch eine kolumbianische Menschenrechts- und Entwicklungsorganisation, Concern Universal Columbia, den internationalen Preis.
„Der Aachener Friedenspreis soll den Preisträgern vor allem Öffentlichkeit verschaffen“, erklärt einer der Veranstalter. Somit hat die Kampagne des Peng-Kollektiv das Ziel erreicht, in der Bevölkerung gehört zu werden. Das andere, den Stopp von Kleinwaffen, liegt noch in weiter Ferne: Die SPD will sich zwar laut Wahlprogramm für den Stopp von Kleinwaffen einsetzen, allerdings glaubt Jean, werden sie das „wohl kaum durchsetzen.“
Friedenspreis an Rüstungsmanager
Es geht vor allem darum den Artikel 26 des Grundgesetzes zu ändern. Dieser verbietet es, dass Deutschland Handlungen vornimmt, die das „friedliche Zusammenleben der Völker stören.“ Das Peng-Kollektiv will, dass die Politik dieses Gesetz verfeinert. Deswegen imitierten sie die CDU im Video und machten andere Aktionen.
Zum Beispiel ließen sie Bürger auf ihrer Webseite über einen neuen Gesetzesentwurf abstimmen. 80 Prozent forderten einen kompletten Export-Stopp von Kriegswaffen. Als das Peng-Kollektiv diese Gesetzesentwürfe den Politikern schickte, „nahm keiner das ernst“, so Jean.
Auch andere Aktionen gehörten zur Kampagne „Artikel 26“: Das Kollektiv gab sich auch als Heckler & Koch aus und verschickte Briefe an dessen Lieferanten, dass die Waffen zurückgerufen werden sollten. Sie verliehen außerdem einen Friedenspreis an einen Rüstungsmanager. Auch darauf war das Medienecho schon enorm.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind