brief des tage
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Flüchtlingsanhörung: Wer wählt Dolmetscher aus?

„Start für Seehofers Ankerzentren“, taz vom 1. 8. 18Viele Flüchtlinge klagen darüber, dass die Übersetzer und Dolmetscher bei den sogenannten Interviews sie gar nicht richtig verstehen. Es ist nur eine Pro-forma-Anhörung. Da fragt man sich, nach welchen Kriterien diese Dolmetscher ausgewählt wurden. Als 2015 die große Welle der Einwanderung stattfand und es hieß, man habe dringend Dolmetscher nötig, habe ich mich telefonisch beim Bamf Bayern in Nürnberg gemeldet. Man sagte mir allen Ernstes, man brauche keine Dolmetscher! Als ich 2017 schriftlich einen Antrag stellte, kam eine Absage ohne Begründung. Interessant ist das merkwürdige Phänomen, dass man Dolmetscher aus verfeindeten Stämme einsetzt: Paschtunen als Übersetzer für Hazara und umgekehrt. Wie kann so ein rechtsstaatliches Verfahren stattfinden? Nach dem Interview wurden Flüchtlinge in Bayern, die kein Deutsch konnten, angehalten, teilweise genötigt, das Protokoll zu unterschreiben. Genau diese unterschriebenen Protokolle werden zum Verhängnis dieser Leute, weil sie plötzlich etwas gesagt haben sollen, das sie aber nie gesagt haben. Seyed Hadjizadeh-Ziabari, München