Nils Schuhmacher Hamburger Soundtrack: Zuhause neben dem tristen Dualismus
Dieses Wochenende setzt sich im Rahmen des Sommerfestivals auf Kampnagel die Konferenz „Heimatphantasien“ mit verschiedenen Konzepten von Nation und Heimat auseinander und lässt dabei eine ganze Reihe kritischer Intellektueller zu Wort kommen. Was immer dabei herauskommen mag, wissen wir damit doch immerhin: Es gibt sie noch.
Was man gleichzeitig weiß: Vorstellungen von „Zuhause“ existieren auch in diversen anderen Aggregatzuständen. Und bei allen Unterschieden fungieren sie nicht immer als Verlängerungen des tristen Dualismus von Heimat und Nation in den Alltag hinein, sondern – wenn es gut läuft – als deren kantiger Widerpart. Für die Suche nach dem persönlichen Alternativkonzept hier also einige Vorschläge:
Heimat 1: „Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmt“. Dieser auf die lokalpolitischen Gegebenheiten abzielende Satz findet sich in der Gründungspräambel des „Elbdisharmonie“-Festivals (17.–18. 8., Hafentreppe), das zum zehnten Mal stattfindet. Dieses Jahr neben dem obligatorischem Mix aus Punk und „Straßenkunst“ unter anderem bestückt mit den Live-Drum-’n’-Bass-Punks Guts Pie Earshot.
Heimat 2: „Das Barrio“. Die Gegend zwischen Holstenstraße und Max-Brauer-Allee ist in den letzten Jahren zu einer gewissen Bekanntheit durch die Neunutzung der ehemaligen Viktoria-Kaserne gekommen. Im Helenenviertel wird zwischen Fux und Aalhaus in diesem Jahr ein Sommerfest (18./19. 8) mit einem breiten Programm aus Bands, DJs, Kinderaction, Veranstaltungen, Führungen, Workshops und Ausstellungen gefeiert.
Heimat 3: „Mein Haus ist schwarz“. Das Sommerfest des Sozialen Zentrums in Norderstedt, bestückt mit der verlässlichen Mischung aus Infoständen, DJs , Kinderprogramm und einer ganzen Armada an Punkbands. (24./25. 8., SZ Norderstedt).
Heimat 4: „In speckigen Klamotten“. Auch ein Zuhause: die globale Uniform der Turbo-Jugend, bestehend aus Jeansjacke, Jeanshose, Jeansmeinung. Seit 14 Jahren trifft sich diese Internationale ewig struppiger Jugendlicher zu den Weltturbojugendtagen (31. 8.–1. 9., Große Freiheit). Dieses Jahr zum Beispiel mit Sodom und Smoke Blow.
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