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leserInnenbriefe

In Trauer

„Sie schrieb über das Leben“, taz vom 30. 7. 18

Liebe taz, mit Bestürzung und Trauer las ich vom Tod Barbara Bollwahns. Wir haben ihr Rotkäppchen sehr gerne gelesen. Sie hat Dinge so beschrieben, dass man sich sehr angesprochen fühlte. Auch die Ossi-Bücher waren für uns Wessis sehr beleuchtend. Wieder eine, die fehlt mit ihrer Sicht. Aber die Bücher bleiben, und unsere Tochter wird sie hoffentlich lesen. Christian Bruhn, Hamburg

Für die Zelebranten

„Skandal um St. Hedwig“, taz vom 27. 7. 18

Skandal um St. Hedwig? Droht Berlin ein zweites Limburg? Nein, keine Angst, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Erstaunlich, dass die taz sich jetzt zum Verteidiger von Hans Schwippert aufschwingt, noch dazu mit dem eher negativen Begriff „Modernismus“ – Fachleute sprechen hier von der Nachkriegsmoderne, und das steht dem unbestritten großen Architekten Schwippert auch zu.

Vor Jahren wurde die Anmutung des Innenraumes von St. Hedwig in der taz noch mit der eines „Nilpferdhauses“ verhöhnt, heute schwärmt Autor Ronald Berg über die anmutigen Pastellfarben, die gar nicht aus der Schwippert’schen Fassung stammen, sondern erst nach der letzten Renovierung 1979 aufgetragen wurden.

Nicht Geltungssucht und Repräsentationsstreben, sondern liturgische Unzulänglichkeiten der heutigen Fassung sind Motiv für den Umbau, unter anderem die große Bodenöffnung, die nicht nur die Gemeinde in zwei Hälften teilt, sondern die Zelebranten einer großen Leere gegenüberstellt. Dann die unglückliche Situation der Alltagsmessen in der Unter­kirche, der Priester mit dem Rücken zum Volk, die Gläubigen hinter Treppenanlage oder Altarstele verdeckt.

Die dringend erforderliche Renovierung der gesamten Haustechnik der Kirche mit unvermeidlich starken Eingriffen in alle Oberflächen war vor fünf Jahren der vernünftige Anlass nachzudenken, ob nach den Bauarbeiten alles wie vorher aussehen sollte oder ob Veränderungen denkbar wären – daher der Wettbewerb, über 150 Teilnehmer, nahezu einstimmige Entscheidung durch eine große hochkarätige Jury, breite Zustimmung durch alle kirchlichen Gremien, kein einsames Diktat des Erzbischofs !

Und: die Widerstandsgeschichte künftig „unter dem Deckel“ halten zu wollen – eine bösartige Unterstellung. Auch in der neuen Unterkirche wird es eine würdige Kapelle mit dem Grab des seligen Bernhard Lichtenberg ­geben! Jan Krieger, Berlin

Kreta in Berlin

„Ein orientalischer Sommer“, taz vom 28./29. 7. 18

Klar! Für uns abgesicherte, wohlhabende Nordeuropäer ist das ein solcher Supersommer! Kreta-Dauerurlaub in Berlin! Kann ich als taz-Leser aber in solches Hochgefühl abdriften und verharren, wie Frau Knaul es beschreibt? Aber im Genießen melden sich bald unausweichlich Gewissen und Verstand „störend“.

Mir ging es gerade an einem Mittelmeerabend in Berlin bei Eis und Bier so: Ich blicke zu Boden, und da entdecke ich verblüfft Mengen winziger grüner Eichelchen, sogar schon mit zierlichen Pfeifenhaltern. Eicheln im Juli! Sie fallen normalerweise im September/Oktober! Schlagartig schwinden Genuss und Entspannung. Das Wissen von dem Wahnsinnszustand dieses Globus ist voll da.

taz.die tageszeitung Rudi-Dutschke-Str. 23 10969 Berlin briefe@taz.de www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Muss ich damit rechnen, dass ich mit 85 Jahren in ein Sumpfgebiet nördlich des Polarkreises in Holzbaracken entsorgt werde und von geflüchteten Billiglohn-Syrerinnen gepflegt werde, nachdem Brandenburg abgebrannt ist? Michael Rannenberg, Berlin

Maximale Wirkung

„Überwältigt statt informiert“, Ortsbesuch im Stasi-Knast,taz vom 27. 7. 18

Ich habe selbst in Hohenschönhausen eingesessen und war ein Vierteljahrhundert später mit Freunden zu Besuch im Museum. Es fiel auf, dass bei der Zeitzeugenführung durch das Museum sich möglichst niemand aus der geführten Gruppe herausbewegen und eigene Wege durch das Museum gehen durfte. Offenbar sollte niemand den auf maximale Wirkung bedachten Erzählungen des Zeitzeugen entgehen, die auch dadurch motiviert zu sein scheinen, die über das Gefangensein hinaus wenig sichtbare physische Gewalt durch Anekdoten über die permanent ausgeübte psychologische Folter zu ersetzen, um das eigene, mitunter verabsolutierte Leid – dessen Maß sich in der sichtbaren Museumsrealität der Zellen und Verhörräume nicht genügend widerspiegelt, den Besuchern auf diese Weise zu übermitteln.

Meine Freunde und ich verließen die Führung vorzeitig, weil der Widerspruch zwischen dem Auftreten im Namen der Freiheit und dem realem Gruppen- und Führerzwang eklatant war. Seinerzeit auffällig auch die im Service­bereich ausliegenden Informa­tionsbroschüren über die Gefahr durch aktuelle linksradikale Bewegungen. Die aus einem konservativen und von den negativen Erfahrungen mit dem Realsozialismus geprägten einseitigen, historisch stehen gebliebenen Freiheitsbegriff motivierte Instrumentalisierung der realsozialistischen Unfreiheit für antilinke Ressentiments ist frappierend. Wolfram Hasch, Berlin

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