piwik no script img

wortwechselAuspuffgeknatter im tropischen Lebensraum

Das Land versteppt in der Klimawandel-Sommerhitze, der Verkehr rollt weiter. Daran werden die Regierungen nichts ändern. Aber ein soziales Zwangsjahr einführen …puh!

Quadfahrer an Rapsblüten auf Wiesenbett mit Lärmbeilage Foto: Meike Engels/imago

Auf in die Savanne

„Es wird tundraartig“, taz vom 8. 8. 18

In dem interessanten Interview mit Hans von der Goltz über die Überlebenschancen des deutschen Waldes sind leider zwei Fehler aufgetreten.

1. Die Entwicklung geht bestimmt nicht in Richtung Tundra, ein Begriff für die baumlosen Polarregionen, denen es nicht an Niederschlägen fehlt, dafür aber die Wärmeperioden zu kurz sind und starke Stürme herrschen, die Baumbestand verhindern. „Grasgebiete mit einzelnen Bäumen dazwischen“ in Trockengebieten wären eher als Savanne zu bezeichnen.

2. Bei 300 Litern pro Quadratmeter ergeben sich 3 Dezimeter oder 30 Zentimeter Niederschlag pro Jahr, Mengen, die etwa denen im Vinsch­gau in Südtirol entsprechen, einem Trockengebiet, das aber von Ortler und Ötztaler Alpen mit Niederschlägen über Flüsse und Bäche versorgt wird.

Noch eine Anmerkung zu Starkregen: Hier werden die Angaben in Liter pro Quadratmeter pro Stunde angegeben, also gut vergleichbar mit den obigen Angaben. So regnete es am Dienstag in Kirchhain, Hessen, angeblich 150 Liter/qm in drei Stunden, was zu Überflutungen führt. Bei Starkregen mit über 90 Litern/qm pro Stunde kommt es zu schweren und schwersten Überschwemmungen, besonders in Tallagen. Der Wald, sonst ein gutes Puffersystem für Niederschläge, nimmt nach einer langen Trockenperiode nicht mehr genug Wasser auf – es kommt zu Erosionsschäden, die den Wald zusätzlich schädigen.

Die ökologisch entscheidenden Folge des Klimawandels ist nicht der Anstieg der Durchschnittstemperatur, es sind die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und auf die große globale Klimaanlage der Meeresströmungen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn regelmäßig globale Klimathemen in der taz erschienen, die einen Überblick verschaffen über die Klimaveränderungen in verschiedenen Regionen. Dies würde auch erklären, warum es in manchen Regionen zu Flüchtlingsbewegungen oder Bürgerkriegen kommt.

Im November findet die Weltklimakonferenz in Kattowitz statt. Ich wünsche mir das Entstehen eines Klima-Medienorkans, damit den Repräsentanten unserer Republik Hören und Sehen vergeht und sie sogar bereit sind, in Deutschland ein Tempolimit auf Autobahnen einzuführen. Die Pläne zur Verabredung von globalem Geo-Engineering, die wohl schon in Vorbereitung sind, werden dann wohl erst mal auf Eis gelegt. Peter Focke, Inzlingen

„Motorradlärm nervt ganz Deutschland“,

taz vom 4./5. 8. 18

Kuhle Wampe, ganz leise

Als seit Langem politisch aktive Motorradfahrende verfolgen wir mit Befremden die populistische „Kampagne gegen Motorradlärm“. Wir wollen gar nicht in Abrede stellen, dass es Motorradfahrende gibt (bemerkenswerterweise werden Motorradfahrende, welche sich nicht ausdrücklich als Cis-Männer verstehen, in der Kampagne komplett ignoriert), die laute Motorräder so toll finden, dass sie ihre Auspuffanlagen manipulieren. Auch die Praxis der Motorradindustrie, geltende Grenzwerte zu umgehen oder gar zu ignorieren, sollte auf das schärfste verurteilt werden.

Es gibt aber auch fortschrittliche Motorradclubs, die sich im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in der europäischen Inte­ressenvertretung für Motorradfahrende – der FEMA – ausdrücklich gegen laute Auspuffanlagen und Motorräder positionieren und die Industrie dazu auffordern, geltende Grenzwerte einzuhalten.

Online werden die Artikel auch noch mit unschönen Fotos von Rennsportveranstaltungen bebildert. Und das, obwohl die taz keine Rennsportberichte bringt. Wir fühlen uns hier diskriminiert und mit ein paar IdiotInnen* in einen Topf geworfen, in den wir nicht gehören. In unserem Motorradclub – dem MC Kuhle Wampe – haben die wenigsten Mitglieder laute Auspuffanlagen. In der Regel fahren wir mit den Originalauspuffanlagen. Solche populistischen Kampagnen führen dazu, dass wir ein alternatives Tagungshaus in Thüringen nicht anmieten durften mit der Begründung, wir seien Motorradfahrer (sic)! Der Mensch, welcher uns die Räumlichkeiten verweigerte, hatte vorher nie Kontakt mit uns und kannte den MC Kuhle Wampe nicht.

Kerstin Reumke, Babsch Spengler, Marburg

Es ist laut auf dem Land

Ich kann nur bestätigen, dass althütte in baden-württemberg stark vom fahrzeuglärm betroffen ist. wir sind vor einigen jahren aufs land gezogen, um der hektik und dem lärm der stadt zu entfliehen, und müssen nun feststellen, dass es an warmen wochenenden (frühjahr/sommer/herbst) auf dem land viel lauter ist als in der stadt. neben den vielen lauten motorrädern, die althütte heimsuchen, gibt es zahlreiche autos, die ebenfalls viel zu laut sind! die leute fahren aufs land, um der natur näher zu sein und verschmutzen sie mit lärm – unfassbar! dass das kraftfahrtbundesamt nicht dagegen vorgeht, kann ich absolut nicht verstehen. Jürgen Klozenbücher, Althütte

3.186 Verkehrstote

„Dhakas Schüler protestieren gegen Tod im Verkehr“, taz vom 7. 8. 18

Vielen Dank für den Bericht über die Zehntausend Jugendlichen, die in Dhakar null Tote im Verkehr fordern und protestieren, weil zwei Schüler von einem rasenden Bus überfahren wurden. Für die Jugendlichen handelt es sich – wie Sie schrei­ben – um Mord, weil die Regierung nicht für Sicherheit im Straßenverkehr in Bangladesch sorgen kann.

Ich fände es gut, wenn auch bei uns Schüler auf die Straße gehen würden, weil auch bei uns die Regierung nicht in der Lage ist, in ihrem Interesse für null Tote und Schwerverletzte im Straßenverkehr zu sorgen. Die toten Kinder in Berlin und München, die von abbiegenden Lkws überfahren wurden, weil die verfügbaren elektronischen Abbiegeassistenten bei Zulassung und Nachrüstung immer noch nicht vorgeschrieben werden, wären doch eigentlich Grund genug für einen Protest. 3.186 Verkehrstote und 66.495 Schwerverletzte im Jahr 2017 führen bei uns nicht zu einer generellen Geschwindigkeitbegrenzung von 120 km/h auf Autobahnen und 25 km/h in Wohngebieten oder zu einem Alkoholverbot am Steuer, weil bei uns die Autoindustrie die Politik bestimmt.

Wer kämpft für die Sicherheit unserer Kinder im Verkehr, wenn sie es nicht selber tun? Otfried Klein, Bonn

„Armee und Zivi: Union will zurück zur Pflicht“, taz vom 6. 8. 18

Schon vergessen?

Das Thema darf man nicht pro und contra diskutieren, weil eine allgemeine Dienstpflicht im Grundgesetz und in Menschenrechtspakten verboten ist. Außerdem war der Zivildienst ein Dienst, der das zerstörte, was er leisten sollte.

Wenn Pflege von unausgebildeten Hilfskräften geleistet werden kann, ist das kein ernst zu nehmender Beruf, der folglich schlecht bezahlt wird und deshalb immer weniger Pflegekräfte findet. Was der einzelne Zivi positiv erlebt, war gesellschaftlich schädlich. Es ist kein Wunder, dass heute so viele Pflegekräfte fehlen. Der Zivildienst war wichtig als Alternative zum Wehrdienst, mehr nicht. Und für die Wehrpflicht gilt, dass sie die Würde des Menschen und viele garantierte Grundrechte aufhebt. Die angelsächsische Welt hat sie deshalb im Frieden nicht, wohl aber alle Diktaturen haben sie: Stalin, Hitler, Mao, Pinochet …schon vergessen? Ulrich Finckh, Bremen

„Das tut dir mal ganz gut“

Der Wehrbeauftragte scheint der Einzige zu sein, der in dieser unsäglichen Debatte mal ins Grundgesetz geschaut hat. Die Freiheit jedes Einzelnen von uns ist das primäre, von der Verfassung garantierte und vom Staat zu schützende Grundrecht. Eingriffe darin sind nur zulässig, soweit sie notwendig und unvermeidlich sind. Der Staat hat gegenüber volljährigen Staatsbürgern auch keine Erziehungsaufgabe. Mit anderen Worten: „Das tut dir mal ganz gut“ ist keine verfassungsrechtlich tragfähige Grundlage für freiheitsentziehende Maßnahmen. Klaus Bailly, Lübeck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen