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Großkontrolle beim Abendbrot

Am Montagabend kontrollierte die Polizei auf St. Pauli mehrere Menschen. Anwohner kritisieren die aus ihrer Sicht rassistische Politik und die permanente Polizeipräsenz im Viertel

„Bei den Kontrollen geht es nicht um Drogen, sondern um rassistische Politik“

Von Yasemin Fusco

Während der Vorbereitung zu einem gemeinsamen Abendessen an der Balduintreppe auf St. Pauli kam es am Montagabend zu einer unschönen, einstündigen Szenerie. Etwa 15 Polizist*innen kontrollierten die schwarzen Menschen, um ihre Personalien festzustellen und sie auf Drogen zu durchsuchen. Auch die Köchin des Abendessens wurde festgehalten.

Anwohner kamen hinzu um ihre Solidarität mit den kontrollierten Migranten auszudrücken und beschwerten sich über die aus ihrer Sicht rassistische Maßnahme.

Drogen fanden die Polizisten nicht, aber sie führten zwei Menschen aufgrund ungültiger Papiere ab. Mehreren anderen erteilten sie Platzverweise.

Ein Polizeisprecher erklärte auf Anfrage: „Bei den Platzverweisen lag jeweils ein individuelles gefahrenbegründetes Verhalten vor.“ Die polizeilichen Maßnahmen richteten sich nach dem Gesetz zum „Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“, so der Sprecher.

Die Anwohner zeigten sich empört: „Hier wurde ein friedliches Abendessen überfallen“, schreiben sie in einer Mitteilung. „Dass es keinerlei relevante, strafrechtliche Anhaltspunkte für die Kontrolle gab, zeigt, dass es ausschließlich darum ging, Aufenthaltstitel zu überprüfen und Betroffenen der Abschiebehaft zuzuführen“, so die Anwohner. „Das beweist einmal mehr, dass es bei den Kontrollen nicht um Drogen, sondern um rassistische Politik geht.“

Die Erklärung der Polizei wird die Anwohner wohl nicht milde stimmen. Seit über zwei Jahren führt die Task Force Drogen auf St. Pauli Schwerpunkteinsätze durch und ist fast rund um die Uhr präsent. Viele Anwohner stört das. Sie veranstalten regelmäßig Filmabende und Konzerte, um der Polizeipräsenz ihre eigene entgegenzusetzen.

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