heute in bremen
: „Wie lässt sich Wohlbefinden messen?“

Foto: privat

Britta Busse, 40, arbeitet am Institut Arbeit und Wirtschaft an der Uni Bremen. Sie ist Projektleiterin Deutschland für Euro-Cohort.

Interview Jens Fischer

taz: Frau Busse, wie wollen Sie das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen messen?

Britta Busse: In bisherigen Studien wurde meist quantitativ gearbeitet, etwa recherchiert, was die Eltern verdienen. Das ist leicht zu erheben und hat auch eine gewisse Aussagekraft. Wir wollen auch nach dem subjektiven Empfinden der Kinder und Jugendlichen fragen zu Themen, die bisher kaum untersucht sind.

Beispielsweise?

Wie sich die Anforderungen der Gesellschaft auswirken, etwa die Konzentration auf Leistung und formalen Erfolg. Oder die Frage nach der Umwelt: Hat man, braucht man Natur fürs Wohlbefinden?

Medien?

Mediennutzung wurde meist unter der skeptischen Erwachsenenperspektive betrachtet. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche direkt auch über ihre positiven Erfahrungen mit Medien sprechen.

Deutschland gehört in Sachen Gesundheit, Bildung, Wohlstand, Rechtsstaatlichkeit, Öko-Normen wohl zu den Top 5 der EU-Länder, da müssten doch Jugendliche top zufrieden sein?

Das psychologische Wohlbefinden mit dem eigenen Körper ist bei Mädchen gerade in unserem Land besonders schlecht.

Sie arbeiten mit 16 Universitäten in 13 EU-Ländern zusammen, wie geht das?

Trotz Skype treffen wir uns alle zwei, drei Monate zum Austausch. In anderthalb Jahren soll mit einem Budget von etwa zwei Millionen Euro die Infrastruktur für das Projekt aufgebaut sein, also rechtliche Hintergründe, ethisches Regelwerk, Unterstützer und Finanzierung.

Dann läuft die Studie 25 Jahre, um Entwicklungen zu dokumentieren?

Vortrag „Euro-Cohort – Neue Ansätze für eine Langzeitstudie zum Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen“, 14 Uhr, BIPS, Achterstraße 30

Wir rechnen wir pro Jahr mit Kosten von 4,5 Millionen Euro. Es sollen alle gesellschaftlichen Gruppen abgebildet werden. Deswegen wird allein in Deutschland eine fünfstellige Zahl von Kindern und Jugendlichen teilnehmen.

Wie alt sind die?

Von null Jahren aufwärts. Bei den Neugeborenen versuchen wir, ihre Spielsituationen in Bezug auf ihr Wohlbefinden zu analysieren.

Sind Migranten Teil der Untersuchung?

Wir wollen explizit minderjährige Geflüchtete einbeziehen – auch um zu dokumentieren, was passiert, wenn sie weiterziehen ins nächste Land. Was haben Integration und Migrationshintergrund miteinander zu tun?