wie machen sie das?
: Die Sauberfrau

Antje Große Entrup, 46, reinigt seit 18 Jahren Leichenfundorte in ganz Deutschland und Europa. Sie hat das Unternehmen Schendel Tatortreinigung gegründet und lebt in Lüdinghausen bei Münster.

taz am wochenende: Frau Große Entrup, Sie wischen Blut und Dreck von Tatorten weg – auch Flecken, die als sehr hartnäckig gelten. Wie machen Sie das?

Antje Große Entrup: Das war ein langer Lernprozess. Ich war in Deutschland die Erste in der Branche, musste mir also alles selbst beibringen. Dazu habe ich mir Tipps aus der Rechtsmedizin und der Gebäudereinigung geholt. Dann habe ich mit Schweineblut geübt und Fundorte nachgestellt. Für die üblichen Flecken haben wir spezielle Reinigungsmittel. Aber jeder Fall ist anders – und manchmal müssen wir wieder anfangen, neu zu experimentieren.

Ganz praktisch: Wie bekomme ich Blutflecken weg?

Aspirin funktioniert ganz gut, weil es Blutverdünner enthält. In Wasser auflösen und den Fleck darin einweichen. Das Problem bei Blut ist, dass es Eisen enthält, und Eisen Rostflecke hinterlässt. Je nachdem wie alt und wo der Fleck ist, ist da nichts mehr zu machen.

Wie gehen Sie emotional damit um, dass an Ihren Arbeitsorten Menschen gestorben sind?

Das ist kein Problem für mich. Sonst könnte ich diesen Job auch nicht machen. Nur wenn Kinder im Spiel sind – das nimmt mich mit, weil ich selbst Kinder habe. Zum Glück kommt das nur selten vor. Dann suche ich mir Beistand und lasse mich psychologisch betreuen.

Wie lange dauert es, bis ein Fundort sauber ist?

Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal werden wir beauftragt, Wohnungen zu reinigen, die so nicht mehr vermietbar sind. Da brauchen wir schon ein paar Tage: Wir entrümpeln und putzen auch die Küchenzeile, die vielleicht seit fünf Jahren nicht gereinigt wurde, spülen das Geschirr ab, alles. So lange, bis die Wohnung wieder bezugsfertig ist.

Und der Geruch?

Geruch entsteht in den meisten Fällen durch Bakterien. Einen Teil davon kriegt man mit der normalen Grundreinigung weg, aber viele sind auch in der Luft. Die müssen dann mit speziellen Mitteln neutralisiert werden. Wie lange es dauert, bis es wieder gut riecht, kann man vorher nie sagen. Mal einen Tag, mal drei.

Putzen Sie auch zu Hause?

Ich habe eine Putzfrau. Nach einem 14-Stunden-Arbeitstag habe ich wirklich keine Lust und Zeit mehr, zu Hause zu putzen.

Kann sie es einem Profi wie Ihnen recht machen?

Ich bin tatsächlich sehr pingelig, auch bei meinen Mitarbeitern. Da schaue ich sogar, ob die Rillen am Griff eines Heizkörpers richtig sauber sind. Mit meiner Putzfrau bin ich sehr zufrieden, sie macht das gut.

Interview:

Christina Spitzmüller