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das portraitRebecca Harmshat ihre Heimat verloren

Tritt nicht wieder zur Europawahl an: Rebecca Harms Foto: dpa

Rebecca Harms hört auf. Zu groß ist die Entfremdung der langjährigen Anti-Atom-Aktivistin von ihrer eigenen Partei, den Grünen. Wenn also im kommenden Mai ein neues Europaparlament gewählt wird, dann will die 61-Jährige nicht mehr mit dabei sein.

Eigentlich, so schreibt sie in einer Erklärung an ihre Partei, hatte sie sich in dieser „entscheidenden Phase“ der EU ja „noch einmal ins Zeug legen“ wollen. Jetzt aber überwiege das „Unbehagen“ – an der eigenen Fraktion, deren Vorsitzende sie bis 2016 noch war. Ihr Rückzug habe „nicht zuerst mit den deutschen Grünen zu tun“, sondern mit der „politischen Stimmung und Orientierung“ der Grünen im EU-Parlament, die mittlerweile von Ska Keller geführt werden. Und die – folgt man traditionellem grünen Flügel-Denken – ist eine von den Fundis, Harms aber eine von den Realos. Aber „natürlich“ sei sie immer noch eine Linke, sagt Rebecca Harms heute.

In den Siebzigern, als das alles anfing mit ihrem Widerstand gegen ein atomares Endlager in Gorleben, war sie ganz sicher eine von denen, die als besonders radikal galten: „Man hat uns, die Mitglieder der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, als Terroristen betrachtet“, sagte sie mal der taz, „als kleine, radikale, als irre und aberwitzige Minderheit“.

Harms war damals noch eine Landschaftsgärtnerin aus einem Dorf bei Uelzen, ein Arbeiterkind, das mit Freunden auf einem leer stehenden Bauernhof im Landkreis Lüchow-Dannenberg wohnte. 1977 gründete sie eine der ersten Anti-AKW-Initiativen im Lande, kurze Zeit später war sie schon Sprecherin der Republik Freies Wendland. Von dort ging sie dann zu den Grünen, für die sie seit 1994 im niedersächsischen Landtag saß, zuletzt als Fraktionschefin. 2004 zog Rebecca Harms als Spitzenkandidatin ihrer Partei ins EU-Parlament. Nach fünf Jahren als Abgeordnete war sie auch dort Fraktionschefin.

Inzwischen hadert sie mit vielen Entscheidungen der europäischen Grünen in der Sicherheits-, der Handels- oder der Flüchtlingspolitik. „Mein Eindruck ist, dass es mir nicht geglückt ist, die Fraktion so bedingungslos pro Europäische Union aufzustellen, wie das in diesen Zeiten gefragt ist“, sagte sie 2016, nach ihrem Rückzug von der Fraktionsspitze. Harms ist eine, die die EU auch mit ihren Schwächen akzeptiert. Ob sie frustriert ist? „Nein“, sagt sie. Und sie will auch nicht die „grantelnde Alte“ geben. Jan Zier

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