piwik no script img

das detailFellatio mit Qualm: Diego Maradona mit Zigarre

Saugen an der gerollten Tabakröhre, und das auch noch im Stadion: Diego Maradona Foto: reuters

Die Bilder waren vielen gewiss peinlich: Diego Maradona, Weltmeister mit Argentinien 1986, rauchte eine dicke Zigarre mit einer dermaßen futuristischen Sonnenbrille, die modisch ungefähr dem gleichen Jahrzehnt entstammen dürfte wie das seiner größten Erfolge, nämlich eben den Achtzigern, schmaucht, wenn auch sehr telegen, eine Zigarre.

Klar: Maradona macht das, worauf Maradona Lust hat. Jetzt hat sich Maradona zu Wort gemeldet und gesagt, er wisse „nichts von dem Rauchverbot in Stadien“ und entschuldige sich „bei jedem und den Organisatoren“. So weit zur gesundheitlichen Seite der Angelegenheit, denn beim WM-Turnier ist das Rauchen im Stadion untersagt. Aber, andererseits, Maradona wusste natürlich, dass er beim Akt des Qualmens beobachtet würde – schließlich ist niemand sich seiner fußballerischen Prominenz, abgesehen von Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus, so bewusst wie der Argentinier.

Er wird sich wenigstens vorbewusst gedacht haben: Zigarre anstecken und Wolken ausstoßen ist da, wo ich bin! Er – die Macht schlechthin über das, was geht, so wie einst beim erschummelten beziehungsweise gottgegebenen Tor 1986. Was bei diesem Foto sichtbar wird, ist der Männlichkeitstraum schlechthin: Fellatio als Simulation ohne ein körperliches Gegenüber, ein Saugen und Schlotzen an der gerollten Tabakröhre, als wünschte er noch ganz andere Mundübungen.

Das ist nur zu verständlich. Eine Zigarre zwar nicht zu blasen, aber den Rauch einzusaugen und ihn nach dem Weg durch den Gaumen wie ein Schornstein als Zeichen der Potenz auszublasen – das ist machohafte Anmaßung, die vielen gefällt: Da weiß jemand mit seinem Mund umzugehen, denn er ist die ­erogenste Zone eines Körpers, eines männlichen zumal.

Jaris Lanzendörfer

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen