heute in hamburg: „Dramen, im Nachhinein lustig“
Katrin Seddig ist Schriftstellerin in Hamburg mit einem besonderen Interesse am Fremden im Eigenen. Ihr neuer Roman „Das Dorf“ ist kürzlich bei Rowohlt Berlin erschienen.
Interview Alexander Diehl
taz: Katrin Seddig, wie ist das Befinden heute?
Katrin Seddig: Sehr müde.
Nicht, dass es wieder die Grippe ist, die diesen taz Salon im Februar ausfallen ließ…
Nee, ich bin völlig gesund.
Weißt du zur Stunde schon, also gut einen Tag früher, was du vorlesen wirst?
Es werden kurze Texte sein, Erzählungen. Die meisten sind für die Lesebühne geschrieben worden, die ich regelmäßig mitveranstalte. Aber es sind, außer von der Länge her, keine richtigen Lesebühnentexte. Das sind größtenteils Liebestexte, die Lesebühne heißt ja auch: „Liebe für alle“. Ich bin da übrigens die einzige Beteiligte, die sich dem Thema wirklich hingibt. Dann hab ich noch andere kurze Texte, die sind länger als die kurzen Lesebühnensachen. Ehrlich gesagt: Was ich tatsächlich lesen werde, entscheide ich erst recht spät vor der Veranstaltung. Ich nehme einfach ganz viele Texte mit. Es gibt zwei Sorten: die Liebestexte und die autobiografischen.
Da muss es doch Überschneidungen geben.
Auch das, ja. Autobiografische Liebestexte. Ich glaube, in der Jugend macht man viele Sachen, wo sich was erzählen lässt. Und wenn man älter wird, wird man vernünftiger und erlebt nicht mehr so viele Dramen, die, zumindest im Nachhinein, etwas lustig sind. Man ist etwas sortierter. Ich hab das Gefühl, ich erlebe nicht mehr so viel, dass ich darüber jede Woche zwei Texte schreiben könnte.
Ich las irgendwo, du seist ein „großer Fan vom Vorlesen“. Stimmt das – und warum?
Ich lese gerne vor, ja. Das war in der Schule schon so. Ich höre selbst aber nicht gerne allen Leuten zu, die vorlesen. Schönes Vorlesen, das ist ja wie Theaterspielen. Es gibt Autoren, die sind gute, sehr gute Autoren, aber wenn man ihre Texte selbst liest, haben sie eine schönere Melodie, als wenn es der Autor tut.
taz Salon „Seddigs Sammelsurium“, Moderation: Friederike Gräff, taz nord: 19.30 Uhr, Haus 73. Schulterblatt 73; Eintritt frei
Und du selbst: Bist du eine gute Vorleserin? Ich frage, weil du ja auch Romane schreibst, und wenn so einer fertig ist, dann schickt der Verlag dich doch auch durch die Literaturhäuser im Land …
Das ist ein anderes Publikum. Bei Romanlesungen haben sie mehr Geduld und Ausdauer. Da musst du nicht die Knaller haben wie bei einer Lesebühne. Ich finde aber, das kurze, abgeschlossene Texte besser funktionieren.
Letzte Frage: Falls ich sie vergesse mitzubringen – werden heute Abend auch Taschentücher gereicht?
Ich hab immer welche dabei. Ich geb dir auch eins ab.
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