Hamburger Szene von Mareen Butter: Wartezeit vier Sterne de luxe
Der Kurzschluss in der Stromversorgung des Hamburger Flughafens ist auf einen Materialschaden an einem Kupferkabel zurückzuführen. Das teilte der Flughafen am Montag mit. Dieser Schaden habe zu einem heftigen Kurzschluss geführt, der zahlreiche benachbarte Kabel einbezogen habe.
Der folgende Stromausfall hatte den Flughafen am Sonntag seit dem Vormittag lahmgelegt. Etwa 30.000 Passagiere waren von Flugausfällen betroffen.
Am Montag kehrte der Flughafen allmählich zum normalen Flugbetrieb zurück. Jedoch wurden von den jeweils 214 geplanten Starts und Abflügen mindestens zwölf Landungen und 23 Starts gestrichen.
Pünktlich um 12 Uhr bin ich am Flughafen in Nantes. Glücklich mit meinem Wochenendtrip, aber erschöpft und voller Vorfreude auf mein Bett zuhause in Hamburg. Ich will mich ausruhen, bevor die Arbeit bei der taz am Montag wieder losgeht. Doch daraus wird nichts.
Kurz nach Boardingzeit wird uns wie nebenbei mitgeteilt, dass alle Flüge von und nach Hamburg wegen eines Stromausfalls zunächst abgesagt werden. Wir sollen jedoch bis 16.30 Uhr für mehr Infos abwarten. Großartig! Das war’s wohl mit dem Traum vom eigenen Bett; dafür funktioniere ich ein paar Flughafensitze kurzerhand zur Matratze um. Voucher für Gratisgetränke werden ausgeteilt, nur befinden sich die Flaschen hinter dem Zoll, der uns nicht durchlassen will. Sehnsüchtig denke ich an den Traubensaft, der in meinem Kühlschrank in Hamburg auf mich wartet.
Nach fast fünf Stunden fordert uns eine leicht überforderte Flughafenangestellte auf, einen Schalter unserer Airline aufzusuchen. Auf Nachfrage sagt sie, dass wir wohl frühestens am Dienstag in Hamburg ankommen werden.
Mir klappt die Kinnlade runter, Tränen fließen bei Mitreisenden. Einer Gruppe von vier Deutschen wird mitgeteilt, sie hätten ansonsten die Möglichkeit, morgen insgesamt sechs Züge zu nehmen, um in Hamburg anzukommen oder aber einen Wagen zu mieten – für circa 2.000 Euro, auf eigene Kosten. Jedenfalls sollen sie sich in zehn Minuten entscheiden.
Ich habe mehr Glück und die Dame an meinem Schalter wird für mich zur Heldin des Tages. Wir sind einander wohl sympathisch. Wie sonst ließe sich erklären, dass sie mir einen Platz im offiziell ausgebuchten Flieger nach Hamburg am nächsten Morgen organisiert? Vier-Sterne-Hotel und Mahlzeiten bis zum Flug inklusive.
Fast schuldbewusst werfe ich einen letzten Blick auf die vier Deutschen am Schalter neben mir, dann beeile ich mich, zum Hotel zu kommen. So richtig trauen kann ich meinem Glück erst, als ich am nächsten Morgen ins Flugzeug steige und das auch planmäßig in Hamburg landet.
Ich habe mich schon auf ein wildes Durcheinander eingestellt. Doch wie durch ein Wunder sind keine Auswirkungen zu spüren! Selbst die Gepäckausgabe funktioniert zügig. Nach ein paar Minuten bin ich auf dem Weg Richtung Bett und Traubensaft.
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